Das Ad Hoc Committee der Harvard Medical School nannte zwei Gründe, die eine neue Definition des Todes notwendig erscheinen ließen.
(1) Improvements in resuscitative and supportive measures have led to increased efforts to save those who are desperately injured. Somtimes these efforts have only patial succes so that the result is an individual whose heart continues to beat but whose brain is irreversibly damaged. The burden is great on patients who suffer permanent loss of intellect, on their families, on the hospitals, and on those in need of hospital beds already occupied by these comatose patient. (2) Obsolete criteria for the definition of death can lead to controversy in obtaining organs for transplantation.4
Das Anliegen des Komitees der Harvard Medical School war, "Patienten, Angehörige und medizinische Ressourcen von den Lasten eines indefinit hinausgezogenen Komas zu befreien und Kontroversen über die Erlangung von Organen für Transplante zu vermeiden. ... die Entbürdung des Patienten ist automatisch auch die der Familie, Ärzte, Krankenpfleger, Geräte, Hospitalbetten usw.
Diese Begründungen wurden jedoch schon einen Monat später von Hans Jonas kritisiert, da seiner Ansicht nach mit diesem Primärgrund - der Sinnlosigkeit bloß vegetativer Fortexistenz - der Bericht strenggenommen nicht den Tod, den ultimativen Zustand selbst, definiert (hat), sondern ein Kriterium dafür, ihn ungehindert stattfinden zu lassen, z. B. durch Abstellen des Atemgeräts. Der Bericht aber beansprucht, mit diesem Kriterium den Tod selbst definiert zu haben, und erklärt ihn kraft dessen Zeugnisses als schon gegeben, nicht erst als ungehindert zuzulassen.5
Dennoch hat sich die Definition des Hirntodes nahezu weltweit durchgesetzt, obwohl in einigen Ländern (z. B. Japan oder China) religiöse oder soziokulturelle Traditionen bei der Akzeptanz bzw. Nichtakzeptanz des Hirntodkriteriums heute noch eine Rolle spielen, da z. B. nach buddhistischer Tradition (...) dem Geist eines Verstorbenen (...) Gefühle wie bei einem Lebenden beigemessen werden oder nach chinesischer Tradition der Körper unversehrt zu begraben (ist), damit der Geist seine Ruhe findet.61 A definition of irreversible coma. Report of the Ad Hoc Committee of the Harvard Medical School to Examine the Definition of Brain Death. Journal of the American Medical Association (JAMA) Aug. 1968, Bd. 205, Nr. 6, S. 337-340
2 Neffe, J. Die Geister, die wir riefen. In: GEO WISSEN. Ärzte, Technik, Patienten. Nov. 1991, Nr. 4, S. 40
3 Hoff, J. & in der Schmitten, J. Wann ist der Mensch tot? Rowohlt 1994, S. 155
4 A definition of irreversible coma. Report of the Ad Hoc Committee of the Harvard Medical School to Examine the Definition of Brain Death. Journal of the American Medical Association (JAMA)Aug. 1968, Bd. 205, Nr. 6, S. 337
5 Jonas, Hans. Technik, Medizin und Ethik: Zur Praxis des Prinzips Verantwortung (1985). 3. Aufl. 1990, Frankfurt am Main: Insel Verlag, S.224
6 Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO). Der Hirntod als Tod des Menschen. DSO (Hrsg.) 1995, S. 49