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Organspende & Organspender


Fachbeiträge zur Organentnahme und Organspende


Möglicher Ablauf einer Multiorganentnahme (-explantation)

  1. Während der Organentnahme müssen die AnästhesistInnen die lebendigen (vitalen) Funktionen einer SpenderIn aufrechterhalten. Je nach Bedarf müssen sie Medikamente, Flüssigkeiten, Blut oder Frischplasma verabreichen, um für eine ausgeglichene Stoffwechsellage zu sorgen.
  2. Beim Einschnitt in den Körper der SpenderIn kann es zu Blutdruck-, Herzfrequenz und Adrenalinanstieg kommen. Auch Rötungen des Gesichts, flächenhafte Hautrötungen und Schwitzen können eintreten. Bei .normalen. Operationen werden diese Zeichen als Schmerzreaktionen gewertet.
  3. Nicht jedoch bei Hirntoten.
  4. Werden Organe aus dem Brust- und Bauchbereich entnommen, wird zunächst ein Schnitt vom Brustbein zum Schambein vorgenommen.
  5. Mit einer Operationssäge wird der Brustkorb durch das Brustbein geöffnet und die Bauchdeckenlappen werden nach außen geklappt und fixiert.
  6. Die Organe werden für die Entnahme vorbereitet (präpariert) und offengelegt.
  7. Wichtig ist die Konservierung der Organe. Um sie zu erreichen, werden die Organe auf das Durchspülen mit einer konservierenden, gekühlten Flüssigkeit (Perfusionslösung 4ºC) vorbereitet.
  8. Beim Eindringen der kalten Flüssigkeit in den noch lebenden Körper, die das Blut ausschwemmen soll, kann es zu Blutdruck- und Herzfrequenzanstieg oder auch Zuckungen kommen.
  9. Durch den hohen Kaliumgehalt der Perfusionslösung kommt es zum Herzstillstand und die Ischämiezeit, die Zeit in der kein Blut mehr in den Organen ist, beginnt.
  10. Gleichzeitig werden die beiden entstandenen Hautlappen hochgehalten, damit die Operateure Wasser zum Kühlen der Organe in den Körper hineinschütten und wieder absaugen können.
  11. Auch das Blut muss bei dieser Prozedur möglichst vollständig abgesaugt werden.
  12. Die künstliche Beatmung wird abgestellt und die Organe entnommen.

Mehr Informationen und den Ablauf einer Organentnahme (Seiten 34 - 36) finden Sie in der Unterrichtsmappe »Organspende« in Frage gestellt als PDF-Datei ca. 500 kb.

Auch in folgendem Fachartikel wird der Ablauf einer Multiorganentnahme geschildert.

Anaesthesie zur Organentnahme
B. Sinner · B.M. Graf
Klinik für Anaesthesiologie der Universität Heidelberg
Anaesthesist 2002 · 51:507-508

Er steht im Internet als PDF-Datei zur Verfügung.

www.med.uni-heidelberg.de/anaes/download/20510493.pdf

Dort steht u.a., dass nach dem Hauteinschnitt und dem Durchtrennen des Brustbeins Herzfrequenz- und Blutdruckanstieg vorkommen können. Dann werden die Organe präpariert und dabei kann es zum Absinken des Blutdruckes kommen, der mit Medikamentengabe (beispielsweise mit Akrinor® o.ä.) korrigiert werden muss. Bei der Präparation der Bauchspeicheldrüse können "vasoaktive Substanzen und Entzündungsmediatoren freigesetzt werden, die zu schweren Herzkreislaufstörungen und Herzstillstand führen können und ggf. mit Proteinaseinhibitoren therapiert werden müssen. [...] Erst nach Freipräparation aller Organe kann die makroskopische Beurteilung erfolgen und über die endgültige Entnahme entschieden werden. Parallel zur Präparation der abdominalen Organe wird das Perikard durch den Kardiochirurgen eröffnet, Herz und Lungen beurteilt und die großen Gefäße frei präpariert. Hierbei kann man häufig Herzrhythmusstörungen und Blutdruckabfälle beobachten, die bei hypovolämen Patienten besonders ausgeprägt sind und weshalb sterile Paddles zur Defibrillation bereit liegen sollten."

Dies zeigt, dass man sogar während einer Organentnahme den möglichen Herzstillstand bekämpft, wenn er zu früh eintritt!

Nach Abschluss der Organpräparation erhält der Patient (die Leiche!) Medikamente, die die Blutgerinnung herabsetzen sollen und die Gefäße weiten, damit sich die Konservierungslösung gleichmäßig verteilt. Danach werden Gefäße präpariert, die Aorta abgeklemmt und gleichzeitig der Körper mit Kühllösung durchspühlt und Eiswasser in den Bauchraum geschüttet, um die Organe von außen zu kühlen. Durch den Blutdruckabfall und die kalte Lösung kommt es "zu schweren Kreislaufdepression, Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern, agonalem Rhythmus und Asystolie."

Erst jetzt ist also der Herzstillstand (Asysolie) eingetreten.

Danach können die anästhesiologischen Maßnahmen eingestellt werden.


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update: 23.11.2004    by: Roberto Rotondo