Erfahrungsberichte zur Organentnahme
Umgang mit Hirntoten (Organspendern)
Ist der Begriff Würde mit der Organentnahme zu vereinbaren?
Christine Lang, Krankenschwester
"Es ist nicht das Ich des
Verletzen, nicht die Sprache der Kehle, des Mundes der Zunge, die das
Ausmaß des Zugefügten bekundet. Es ist das Bild, die
Aussagekraft des Körpers an sich, die das Erleiden dokumentiert
und in mir das Phänomen infernalischen Schmerzes und
markerschütternder Schmerzensschreie hervorruft.
In: Hoff,J. & In d. Schmitten, J.: Wann ist der Mensch tot? Organverpflanzung und Hirntodkriterium. Rowohlt 1994, S. 397 ff.
Monika Grosser, Krankenschwester
"Nun liegt er da, mit
einer riesigen Wundhöhle, und bietet uns seine Bauchorgane dar.
Nie würden sie einen Lebenden so verletzen! Das ist es: diese
riesige Wunde, diese unermeßlich große Verletzung, die
dies so schrecklich sein läßt."
Aus: Grosser, M. Organentnahmen aus der Sicht einer Krankenschwester im Operationsdienst. In: Striebel, H. W. & Link, J. (Hrsg.): Ich pflege Tote. Die andere Seite der Transplantationsmedizin. Basel; Baunatal: Recom 1991, S. 63.
Forschungsprojekt im Fach Pflegepädagogik
Auszug aus: Maria Feuerhack. Hirntod und Organtransplantation aus Sicht der Pflegenden. Forschungsprojekt im Fach Pflegepädagogik. Fachbereich Pflege, 7. Semester, SS 1998, 23
"Wurdevolles Sterben ist das nicht. Ist es ... nicht aufgrund der Diagnostik und der künstlichen Erhaltung der Kreislaufsituation. Und wenn die es von sich aus nicht mehr schafft, dann wird ordentlich nachgeholfen,
um alle Organe, die man braucht mit Sauerstoff zu versorgen. Würdevolles Sterben ist das nicht, menschliches auch nicht. Ich wollte so nicht sterben."
...
Eine weitere Interviewpartnerinnen druckten das so aus
"Der hat keine Würde. Sobald dieses Wort (Organspende, Anm. d. Verf. ) ausgesprochen ist, ist es mit der Würde vorbei und das endet erst dann, wenn die letzte Herzaktion gekommen ist, dann hat er vielleicht wieder eine Würde"