Hirntote werden als Verstorbene, Gestorbene, Leichname und Leichen bezeichnet. Diese Leichen werden aber auch als Ganzkörper-Lagerstätten, Neosterbliche1, belebte Materie, biologische Masse oder human vegetable - menschliches Gemüse charakterisiert und sollen eine Teilsumme von Organen, die [...] einen Restkörper bilden..., eine Restmensch bzw. Menschenrest2, ein Recyclingobjekt oder Materienzusammenballung sein. Manche Pflegkräfte nennen Hirntote sowohl Nicht-zu-Ende-Gestorbene als auch tote Patienten.3 Sie sollen eine residuale Lebensform mit vegetativer Restfunktion sein und der beatmete Leichnam einer Schwangeren wurde als natürliche(r) Brutkasten bezeichnet4. Die Organe eines Hirntoten wurden mit einem Stück Holz5 verglichen und die Organspende wird in der englischen Fachsprache als Cadaveric organ donation, also Kadaverspende6 tituliert. Bei der Explantation wird das menschliche Gemüse folgerichtig nicht entnommen, sondern im englischen Medizinerjargon heißt diese Methode »to harvest«, - »ernten « also.7
Die Vielfältigkeit der Begriffe schafft eher Verwirrung als Klarheit. Wie soll man sich also einen Hirntoten, diese Leiche vorstellen?Hirntote Patienten liegen im Bett wie andere bewusstlose Patienten auch, das Herz schlägt und sie atmen mit technischer Unterstützung durch Beatmungsgeräte. Sie fühlen sich nicht wie Tote an, der Stoffwechsel funktioniert, hirntote Frauen sind in der Lage zu gebären, hirntote Männer können Erektionen haben. Sogar Bewegungen der Arme und Beine sind möglich.8 Todeszeichen wie die Totenflecken oder die Leichenstarre fehlen vollständig. Wunden können ausheilen. Eine Leiche wird nicht noch mehrere Tage gewaschen werden und es ist auch keinerlei Mundpflege mehr nötig. Die Hautpflege, das Absaugen, sowie Lagerung und Medikamentengaben entfallen bei einer Leiche. Keinerlei Kontrolle irgendwelcher lebensverlängernder Apparate würde notwendig sein. Eine Leiche kann man allenfalls aufblasen, aber nicht beatmen. In der Regel wird ein Leichnam innerhalb weniger Stunden in die Leichenhalle gebracht.
Auf der einen Seite gibt es Pflegekräfte, die scheinbar überhaupt keine Schwierigkeiten haben, mit diesen Patienten umzugehen und auf der anderen Seite stehen die Pflegekräfte, die in große Schwierigkeiten geraten, wenn sie hintote Patienten pflegen sollen. Wie man im Fall des sogenannten Erlanger Babys" sehen konnte, gab es auch dort die gleichen Probleme. Für die Öffentlichkeit wurde ausführlich dokumentiert, welche Pflege erforderlich für das Kind" sei (z.B. Krankengymnastik, Fernsehen, Musik u.s.w.) und dass jeder, der die Patientin pflegt, dies freiwillig tut. Gleichzeitig war aber auch nachzulesen, dass es Pflegekräfte gab, die die Arbeit an der Hirntoten verweigerten.9 Auch in dem Buch Ich pflege Tote bin ich auf Aussagen von Krankenpflegekräften gestoßen, die auf diesen Zwiespalt deuten.10
Aber all diese Informationen reichten nicht aus, um die psychischen Belastungen dieses Arbeitsbereichs und deren Bewältigung zu verdeutlichen. Da Grenzfälle in medizinischen Arbeitsfeldern wie der des sogenannten Erlanger Babys in Zukunft eher zu- als abnehmen werden, wird es für alle Betroffenen auch notwendig sein, sich mit den besonderen Anforderungen zu befassen, die dadurch für das pflegerische und medizinische Personal entstehen.
In der westlichen Welt wurden erste Hautransplantationen ab dem 19. Jahrhundert vorgenommen. Die ersten Verpflanzungen lebenswichtiger Organe wurden bereits praktiziert bevor die Hirntoddefinition 1968 die Definition des Coma dépassé ablöste. Die erste Transplantation eines lebenswichtigen Organs wurde 1951 unternommen, als die Niere einer Leiche einem Patienten implantiert wurde. Dieser überlebte die Operation jedoch nicht lange, da die Immunsuppression noch nicht ausgereift war. Als erste allgemein anerkannte und erfolgreiche Transplantation wird die Transplantation einer Niere angesehen, die 1954 in Boston unternommen wurde. Dort bekam ein Patient die Niere seines eineiigen Zwillingsbruders implantiert und überlebte damit acht Jahre.11 Die erste Lebertransplantation wurde 1963 in Denver vorgenommen, blieb jedoch ohne Erfolg. Die erste Lungentransplantation hat schon 1963 stattgefunden, also lange bevor das Komitee der Harvard Medical School den Hirntod definierte. Über die erste erfolgreiche Lungentransplantation wurde erst im Jahre 1983 berichtet. Ebenso fand die erste Herztransplantation vor Einführung der Hirntoddefinition statt. In Kapstadt wurde 1967 einer für hirntot erklärten Patientin (...) nach Eintritt des Herztodes das Herz entnommen und einem Patienten implantiert, der 18 Tage später verstarb.12
Einen Meilenstein in der Geschichte der Transplantationsmedizin stellte im Jahr 1968 der Report of the Ad Hoc Committee of Harvard Medical School to Eximine the Definition of Brain Death13 dar, in dem die Anerkennung des irreversiblen Komas als neue Definition des Todes befürwortet wird. Die bis dahin auch in der Medizin geltende Vorstellung, dass ein Mensch erst dann als tot galt, wenn sein Herz und die Atmung irreversibel zum Stillstand gekommen sind, wurde damit aufgehoben. Die Anwendung moderner Medizintechnik (künstliche Beatmung seit ca. 195214 und die externe Herzmassage) hatte zur Folge, dass Patienten einen Herz- oder Atemstillstand überleben konnten. 1959 beschrieben zwei französische Ärzte (Molaret und Goulon) erstmals den Zustand des irreversiblen Komas, bei dem das Gehirn durch Sauerstoffmangel irreversibel zerstört worden war und bezeichneten diesen Zustand als Coma dépassé.15
Das Ad Hoc Committee der Harvard Medical School nannte zwei Gründe, die eine neue Definition des Todes notwendig erscheinen ließen.
(1) Improvements in resuscitative and supportive measures have led to increased efforts to save those who are desperately injured. Somtimes these efforts have only patial succes so that the result is an individual whose heart continues to beat but whose brain is irreversibly damaged. The burden is great on patients who suffer permanent loss of intellect, on their families, on the hospitals, and on those in need of hospital beds already occupied by these comatose patient. (2) Obsolete criteria for the definition of death can lead to controversy in obtaining organs for transplantation.16
Das Anliegen des Komitees der Harvard Medical School war, "Patienten, Angehörige und medizinische Ressourcen von den Lasten eines indefinit hinausgezogenen Komas zu befreien und Kontroversen über die Erlangung von Organen für Transplante zu vermeiden. ... die Entbürdung des Patienten ist automatisch auch die der Familie, Ärzte, Krankenpfleger, Geräte, Hospitalbetten usw.
Diese Begründungen wurden jedoch schon einen Monat später von Hans Jonas kritisiert, da seiner Ansicht nach mit diesem Primärgrund - der Sinnlosigkeit bloß vegetativer Fortexistenz - der Bericht strenggenommen nicht den Tod, den ultimativen Zustand selbst, definiert (hat), sondern ein Kriterium dafür, ihn ungehindert stattfinden zu lassen, z. B. durch Abstellen des Atemgeräts. Der Bericht aber beansprucht, mit diesem Kriterium den Tod selbst definiert zu haben, und erklärt ihn kraft dessen Zeugnisses als schon gegeben, nicht erst als ungehindert zuzulassen.17
Dennoch hat sich die Definition des Hirntodes nahezu weltweit durchgesetzt, obwohl in einigen Ländern (z. B. Japan oder China) religiöse oder soziokulturelle Traditionen bei der Akzeptanz bzw. Nichtakzeptanz des Hirntodkriteriums heute noch eine Rolle spielen, da z. B. nach buddhistischer Tradition (...) dem Geist eines Verstorbenen (...) Gefühle wie bei einem Lebenden beigemessen werden oder nach chinesischer Tradition der Körper unversehrt zu begraben (ist), damit der Geist seine Ruhe findet.18 Einen entscheidenden Durchbruch in der Transplantationsmedizin stellte die Entwicklung der Immunsuppressiva dar, die die Transplantatabstoßung verhindern.19 Heute gelten Nieren-, Herz- und Lebertransplantationen als relativ erfolgsstabile, weitgehend routinisierte und klinisch anerkannte Verfahren der Transplantationsmedizin.20 Zu den experimentellen Transplantationsfeldern werden immer noch die Bauchspeicheldrüsen- (Pankreas), Lungen- und die Dünndarmtransplantation gezählt. Auch das Transplantieren von Hirnzellen, Inselzellen, die Xenotransplantationen oder das Implantieren von künstlichen Organen werden dazu gezählt.21 In Zukunft werden die Verfahren im Bereich der Organ- und Gewebetransplantationen vermutlich weiter expandieren. In einem Papier der UNESCO wird davon ausgegangen, dass nach statistischen Prognosen (...) um die Jahrhundertwende jeder zweite chirurgische Eingriff eine Organ- oder Gewebetransplantation sein (dürfte).22 Am 25.06.97 setzte die Bundesregierung der Debatte um den sogenannten Hirntod in Deutschland einen vorläufigen Schlußstrich und beschloss mit großer Mehrheit (424 von 631 gültigen Stimmen) einen Transplantationsgesetzentwurf, der die Beibehaltung der bisherigen Praxis beinhaltet. Der Hirntod wurde als Tod des Menschen akzeptiert und ist als Mindestvoraussetzung für eine Organentnahme festgeschrieben worden. Angehörige können einer Organentnahme zustimmen.23Die Diagnose Hirntod wird als die wahrscheinlich sicherste Diagnose in der Medizin postuliert und deshalb wird sie im neuen Transplantationsgesetz als Entnahmekriterium festgelegt. Zwei von der Transplantation unabhängige Ärzte müssen den Hirntod diagnostizieren. Von diesen muss jedoch nur einer über mehrjährige Erfahrung in der Intensivbehandlung verfügen. Schon dies finde ich bedenklich, da Intensivmediziner nicht automatisch auch Neurologen sind. Wenn man sich die Arbeitsgruppe der Bundesärztekammer zur Erarbeitung der Kriterien des Hirntodes ansieht, fällt auf, dass zwei Transplanteure (Prof. Eigler und Prof. Pichlmayr) an der Ausarbeitung dieser Kriterien mitgearbeitet haben. Da die Diagnostik aber unabhängig von den Transplanteuren vorgenommen werden soll, ist mir schleierhaft, was Transplanteure, die ja nicht automatisch auch gute Neurologen sind, dort zu suchen hatten. Zumindestens hat ihre Anwesenheit nicht dazu geführt, dass die Kriterien sicher sind. Hierzu ein paar Beispiele:
Im Niedersächsischen Ärzteblatt konnte man nachlesen, dass die Einführung der Anschnallpflicht in Personenkraftwagen am 01.08.1984 und der Helmpflicht für Motorrad- und Mopedfahrer ab 01.10.1985 ... die Zahl der potentiellen Organspender erheblich verringert hat. Auch (...) die Vereinfachung der Hirntoddiagnostik konnte dieses Defizit nicht beseitigen.24
Es ist also möglich, die Hirntoddiagnostik zu vereinfachen, obwohl sie doch die sicherste Diagnostik in der Medizin sein soll. Auch sicher gegenüber Mißbrauch und falscher Diagnostik des Hirntodes.
Aber auch eine Rahmenvereinbarung zur Erstattung der Personal- und Sachkosten bei Nieren-Transplantationen zwischen der Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und dem Kuratorium für Heimdialyse und Nierentransplantation (KfH) lassen Zweifel an der korrekten Durchführung der Hirntoddiagnostik aufkommen:
Diese Rahmenvereinbarung wurde mit der Absicht beschlossen, die »Hemmnisse für Transplantationen und die dafür notwendigen Explantationen« abzubauen, bzw. »um eine gewisse Zurückhaltung der Krankenhausärzte bei Explantationen abzufangen«. Sie sieht eine Zahlung einer Sachkosten-Pauschale von 2000,- DM je Explantation (Entnahme der Niere beim Spender) für das Krankenhaus vor und »für die persönlichen Dienstleistungen (...) der an der Hirntoddiagnostik sowie der Explantation mitwirkenden Krankenhausärzte, soweit diese im Rahmen ihrer Dienstaufgaben tätig werden, einen Pauschalbetrag von 1000,- DM je Explantation.« Die 1982 getroffene Vereinbarung gilt bis heute unverändert. 25
Der Einfluß des KfH wird allein bei der Hirntoddiagnostik sehr deutlich. Lieber zahlt man 2000,- DM an das Krankenhaus und 1000,- DM an einzelne involvierte Ärzte als apparative Diagnostik zwingend vorzuschreiben, die zudem auch noch billiger wäre! Prof. Eigler bzw. Prof. Pichlmayr sind bzw. waren - Prof. Pichlmayr ist vor kurzem verstorben, als KfH/DSO-Mitglieder, nicht als unabhängig zu bezeichnen und die Hirntoddiagnostik somit auch nicht.
Einer meiner größten Kritikpunkte stellt die Vorgehensweise und die Information zur Hirntoddiagnostik dar. In der Broschüre der BZgA: Eine Entscheidungshilfe zum Thema Organspende. Daten, Fakten und Antworten auf die wichtigsten Fragen heißt es auf Seite 14: Neben [...] wiederholten körperlichen Untersuchungen gehören dazu ergänzende Untersuchungen mit medizinischen Geräten wie beispielsweise die Elektro-Enzephalographie (EEG), ... Dieser Satz - in Verbindung mit den abgedruckten Bildern (EEG-Nulllinie und die Darstellung der Hirngefäße) - suggeriert, dass apparative Diagnostik immer angewandt wird. Dies ist falsch! Richtig wäre es zu schreiben, dass nach den Kriterien der Bundesärztekammer allein die körperlichen Untersuchungen ausreichen, um den Hirntod festzustellen, wenn bestimmte Zeitabstände zwischen den Untersuchungen eingehalten werden. Apparative Diagnostik wird nur gegebenenfalls angewendet, was in einer sachlich verfaßten Informationsbroschüre angegeben werden müßte.
Ich möchte hier nur auf zwei Fälle verweisen, in denen es zur Diagnose des Hirntodes kam und die Patienten jedoch nicht hirntot waren:
Jytte Haupt, Krankenschwester aus Freiburg, hat einem Patienten das Leben gerettet, bei dem wahrscheinlich vergessen wurde, im Protokoll des Notarztes ein Medikament einzutragen, dass Hirntod-Symtomatik bewirkt. Jetzt könnte man den Einwand bringen, dass dieser Patient also gar nicht hirntot war. Das ist wohl wahr, aber er hätte, da die Hirntoddiagnostik die sicherste der Medizin sein soll, nie mit dieser Diagnose zur Explantation eingewiesen werden dürfen.26
Jan Kerkoff war auch hirntot diagnostiziert und seine Frau wurde gefragt, ob sie die Einwilligung zur Organspende gibt. Als sie dies ablehnte, wurden die Geräte abgestellt, man wollte ihn sterben lassen. Jan Kerkhoff hat jedoch überlebt und über seine Erlebnisse im Koma ein Buch geschrieben, dass in Holland unter dem Titel Traumflucht im Koma erschienen ist.27
Fachkundige Mediziner, z.B. Prof. Geisler und Dr. Zieger, haben vor dem Gesundheitsausschuß des Deutschen Bundestages dargestellt, dass der gesamte Ausfall der Hirnfunktionen nicht feststellbar ist.28 Mehrfach wurde dort außerdem auf die Veröffentlichung des Neurologen Dr. Klein hingewiesen, in der wissenschaftliche Arbeiten zitiert werden, die belegen, dass nach Feststellung des sogenannten Hirntodes die betroffenen Patienten (nicht Leichen!) noch EEG-Aktivität zeigten. Auch Hormonproduktion der Hypophyse konnte nach Feststellung des sogenannten Hirntodes nachgewiesen werden.29 Beim Einschnitt in den Körper eines Hirntoten kann es zu Blutdruck- und Herzfrequenzanstieg30 kommen. Dr. Klein zieht in einem Fernsehbericht daraus die Konsequenz, dass er bei einer Organentnahme - er hat einen Organspendeausweis - darum bitten würde, dass ihm Schmerzmedikamente gegeben werden, weil man nicht ausschließen könne, dass Empfindungen möglich seien.31
Das Menschenbild und die Begründungen, die hinter der Annahme stecken, dass ein Mensch tot sein soll, der eine irreversible Schädigung des gesamten32 Großhirns erleidet, wird an Aussagen verantwortlicher Mediziner, Politiker und Theologen deutlich. Es unterscheidet sich jedoch grundsätzlich von dem der Pflege.
In der Erklärung Deutscher Wissenschaftlicher Gesellschaften zum Tod durch völligen und endgültigen Hirnausfall heißt es:
Ein Mensch, dessen Gehirn abgestorben ist, kann nichts mehr aus seinem Inneren und aus seiner Umgebung empfinden, wahrnehmen, beobachten und beantworten, nichts mehr denken, nichts mehr entscheiden. Mit dem völligen und endgültigen Ausfall der Tätigkeit seines Gehirns hat der betroffene Mensch aufgehört, ein Lebewesen in körperlich-geistiger oder in leiblich-seelischer Einheit zu sein. Deshalb ist ein Mensch tot, dessen Gehirn völlig und endgültig ausgefallen ist.33
Auch im Bundestag wurde diese Sichtweise vertreten:
Wenn der Hirntod festgestellt wird, dann ist nach medizinischen Wissen [...] der Tod des Menschen erfolgt, dann ist das, was seine Individualität, was seine Persönlichkeit ausmacht, das, was wir als Mensch an ihm erleben konnten, schon von uns gegangen, dann ist diese Persönlichkeit bereits verschieden.34
In einer Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Ev. Kirche in Deutschland heißt es:
Ein hirntoter Mensch kann nie mehr eine Beobachtung oder Wahrnehmung machen, verarbeiten und beantworten, nie mehr einen Gedanken fassen, verfolgen und äußern, nie mehr eine Gefühlsregung empfinden und zeigen, nie mehr irgend etwas entscheiden.35
Der Tod der Person wird in diesem Fall identifiziert, wenn kognitive Fähigkeiten wie Denken und bewusstes Erleben, irreversibel ausgefallen sind oder man den Hirntoten nicht mehr so erlebt, wie man ihn kannte. Das, was die Persönlichkeit ausmachte, ist von außen betrachtet verloren.
Aber ist es zulässig, mit solchen Begründungen, lebendig erscheinende Menschen zu einer Leichen zu machen, auch wenn man es nicht bestreitet, dass Hirntote nicht wieder erwachen und sterben werden? Wozu diese Haltung führen kann, zeigen Äußerungen des australischen Philosophen Peter Singer. Dessen utilitaristische Ethik nimmt in der Diskussion um die Person eine wichtige Rolle ein und für ihn existiert eine Trennung der Begriffe Mensch und Person. P. Singer geht sogar soweit, dass er Föten, dahinvegetierende Menschen und Neugeborenen mit Schnecken vergleicht und deren Tötung mit der Tötung einer Schnecke gleichsetzt:Der Fötus, der stark zurückgebliebene >dahinvegetierende Mensch<, selbst das neugeborene Kind - sie sind alle unbestreitbar Angehörige der Spezies Homo sapiens, aber niemand von ihnen besitzt ein Selbstbewußtsein oder hat einen Sinn für die Zukunft oder die Fähigkeit, mit anderen Beziehungen zu knüpfen. P. Singer zieht dann den Schluss, Tötet man eine Schnecke oder ein einen Tag altes Kind, so durchkreuzt man keine Wünsche dieser Art, weil Schnecken und Neugeborene unfähig sind, solche Wünsche zu haben. [...] Wenn ein Wesen unfähig ist, sich selbst als in der Zeit existierend zu begreifen, brauchen wir nicht auf die Möglichkeit Rücksicht nehmen, dass es wegen der Verkürzung seiner künftigen Existenz beunruhigt sein könnte.36
Begrüngszusammenhänge, die Menschen aufgrund des Fehlens von kognitiven Fähigkeiten, dem Fehlen von Bewußtseinsfähigkeit, Reflexionsfähigkeit oder dem voraussichtlichen Nichterlangen zukünftiger sinnvoller Existenz zur Leiche machen, führen schon heute dazu, dass darüber nachgedacht wird, dass sogenannte Wachkomapatienten bzw. PVS-Patienten (persistent vegetativ state) z.B in England37 oder Amerika38 zur Organspende herangezogen werden sollen. Besonders deutlich zeigt sich die Konsequenz diesen Denkens am Beispiel der anenzephalen Neugeborenen, die ohne Großhirn zur Welt kommen und gängige Hirntodkriterien nicht erfüllen. Ihnen wird das menschliche Leben abgesprochen und sie wurden zur Organspende herangezogen.39
Das Menschenbild in der Pflege sieht dagegen anders aus. L. JUCHLI beschreibt die Ganzheit des Menschen als Leib-Seele-Geist-Ganzheit und -Einheit. Demnach ist er mehr als die Summe seiner Teile und der ganze Mensch, die Ganzheitlichkeit. Sie fordert, dass diese im letzten unteilbare Ganzheit ... bei allen Beschreibungen des Menschen (...) zu berücksichtigen (ist).40 Diese Beschreibung der unteilbaren Ganzheit widerspricht der Hirntoddefinition. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) e.V. versteht den Begriff Hirntod als ein Kunstwort und betrachtet einen hirntoten Menschen als Sterbenden.41
Die Einstellung der Pflege wurde leider in der Beschlußfassung der Deutschen Bundestages zum Transplantationsgesetz vom 25.06.1997 nicht berücksichtigt, obwohl die Stellungnahmen des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK), der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schwesternverbände e.V. (ADS), des Gen-Archives Essen sowie von BioSkop e.V. Essen bei den öffentlichen Anhörungen vor dem Gesundheitsausschuß und dem Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages gezeigt haben, dass das Pflegepersonal - eine der größten, wenn nicht gar die größte Berufsgruppe, die an Organentnahmen bzw. -implantationen beteiligt ist - durch die Mitarbeit in der Transplantationsmedizin in schwerste Konflikte geraten kann und immens psychisch belastet wird.
Bei der Pflege der Organempfänger bewegen sich die Pflegekräfte im Kontext der ganzheitlichen Betrachtungsweise des Menschen und der Organempfänger ist ein Patient wie jeder andere. Der Organempfänger lebt und bedarf einer umfassenden und professionellen Pflege, die physische, psychische und soziale Unterstützung umfasst. Da in offiziellen Informationsbroschüren zum Thema Transplantation häufig nur über den Gewinn an Lebensqualität bei Transplantatempfängern berichtet wird, möchte ich am Beispiel der Herz-, Lungentransplantation verdeutlichen, worauf Pflegekräfte sich einstellen müssen, wenn sie Organempfänger betreuen. In der Hauptsache werde ich mich dabei auf psychosomatische und psychische Folgen der Transplantation beziehen, mit denen Pflegekräfte konfrontiert werden können. Ich werde mich hauptsächlich auf einen Vortrag von Dr. Albert aus dem Herzzentrum Berlin beziehen, den er im Landesseminar für Krankenpflege in Kiel hielt.42
Zu erheblichen psychischen Komplikationen kommt es, wenn der Übergang in den Transplantationsprozeß zu schnell erfolgt ist, da der Patient sich nicht genügend mit seinen Problemen auseinandersetzen konnte. Nicht selten befinden sich die Patienten in den ersten beiden Tagen nach der Transplantation noch in einer Art Schockzustand, versuchen sich zu orientieren. Sie müssen mit der Intensivstation, mit der Bedrohlichkeit der Geräte und mit der künstlichen Beatmung erst einmal zurechtkommen. Es wurden psychotische Zustände in der Literatur beschrieben, die auf die körperlichen Grenzverletzungen durch den Eingriff, die Narben, Schläuche und Katheter und durch Apparate (Röntgen) zurückgeführt wurden.43 Es kommt zu Wahnsyndromen mit Halluzinationen, dem auf der Intensivstation sogenannten Durchgangssymptom. Ärzte und Schwestern können als Bedrohung44 empfunden werden. Etwa 20 Prozent der Patienten aus dem Herzzentrum Berlin zeigen delirante Zustandsbilder, die über 3 bis 4 Tage anhielten. Hierbei standen visuelle Bilder im Vordergrund.
Anfänglich haben fast 60 Prozent der Patienten postoperativ-kognitive Störungen. Eine Zunahme von 20 Prozent im Gegensatz zu präoperativ vorhandenen kognitiven Störungen. Das heißt, sie haben sehr schwere Konzentrations-, Erinnerungs- und Merkfähigkeitsstörungen. Wenn man mit ihnen arbeitet, sollte man das vor Augen haben, da Pflegekräfte und auch Ärzte diesen Patienten, die sich schwer etwas merken können, die ein bedingtes Erinnerungsvermögen haben, keine komplexen Zusammenhänge darstellen können. Sie müssen auf ihre Art des Denkens und Verarbeitenkönnens eingehen.
30 Prozent der Patienten wiesen postoperativ noch nach etwa 2 bis 3 Wochen emotional akut spürbare und erkennbare Störungen, z.B. Ängste und Depressionen, auf.
Persönlichkeitszusammenbrüche, panikartige Angst und Entfremdungserscheinungen wurden beschrieben.45
Es wird durch die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) gerne behauptet, dass die Selbstidentifikation eines Organempfängers [...] aber unangetastet [bleibt], auch wenn dieser drei oder mehr fremde Organe erhält. Sie bleibt auch, wenn das Herz durch ein künstliches oder ein gespendetes Organ ersetzt wird. Dies unterstreicht eindrucksvoll die Prämisse des Hirntod-Kriteriums, nach der die Personalität eines Menschen, das individuelle, unverwechselbare Ganze seiner menschlichen Existenz an sein Bewußtsein - und damit substanziell einzig an das Gehirn - gebunden sind.46
Das klingt gut und macht uns glauben, dass nach einer Transplantations alles beim alten bleibt. Wenn man sich jedoch eingehender mit den psychischen Problemen Transplantierter befasst, dann sieht die Information schon anders aus.
Die Identitätsproblematik tritt insbesondere in Zusammenhang mit dem Herzen auf, da es für die meisten Menschen mehr bedeutet als eine bloße Pumpe und die Symbolik des Herzens [...] weit über die unmittelbare Organfunktion hinaus (reicht). Es wird darüber berichtet, dass Persönlichkeitswerte [...] unbewußt auf das Herz projiziert werden. Die herausragende Stellung des Herzens als Bezugspunkt menschlichen Selbstverständnisses wurde bereits von Meyer/Blacher/Brown (1961) in ihrer klinischen Studie über psychiatrische und psychologische Aspekte der Herzchirurgie hervorgehoben.47
In Zusammenhang mit der Transplantation und der Identität können Fragen und Ängste auftauchen:
E. Wellendorf berichtet darüber, dass die Organe erst psychische integriert werden müssen. Sie beschreibt, dass die Körperidentität der Transplantierten auch durch die kranken Organe geprägt ist, so dass die neuen Organe gespürt werden.53 Das neue Organ kann aus diesem Grund sehr oft nicht integriert werden. Transplantierte berichten, dass sie sich mit dem mit dem Spender identifizieren, obwohl sie ihn nicht kennen.54 Umfragen im Herzzentrum Berlin ergaben, dass sich die Transplantierten ihren Spender vorstellen, phantasieren. Dabei gibt es so gut wie keine Frau-zu-Frau Zuordnung. Dies bedeutet, dass sich Männer und Frauen vorstellen, dass Organ eines Mannes bekommen zu haben. Dies bringt besonders für Frauen das Problem mit der Geschlechtsidentität mit sich. Außerdem besteht die Gefahr, dass ein negatives Selbstbild entsteht, gekoppelt mit Schuldgefühlen [...]. Oft fühlen sich diese Menschen als Versager..55
Diese Aussagen wiedersprechen eindeutig der Annahme, dass die Identität des Menschen ausschließlich im Gehirn lokalisiert wird.
L. JUCHLI beschreibt die Ganzheit des Menschen als Leib-Seele-Geist-Ganzheit und -Einheit.56 Für die sogenannte Spenderkonditionierung auf der Intensivstation trifft jedoch zu, dass sich pflegerische Schwerpunkte grundlegend (ändern): weg von der ganzheitlichen Pflege des Patienten hin zu einer reinen Überwachung der Vitalfunktionen ...57 Für die Organentnahmen trifft dies ebenfalls zu, da der Eingriff in den Körper eines Organspenders von der ganzheitlichen Pflege wegführt. Dies zeigt deutlich, dass die Mitarbeit in der Transplantationsmedizin tief in den Berufsethos der Krankenpflege eingreift. Werte und Normen, die in der Krankenpflegeausbildung auch heute noch vermittelt werden, muss das Pflegepersonal ablegen, um die Arbeit an Hirntoten leisten zu können.
Das Dilemma, dass sich durch die ganzheitliche Betrachtungsweise daraus für die sogenannte Spenderkonditionierung ergibt, ist Folgendes.
Der Anspruch der Krankenpflege auf ganzheitliche Betrachtung des Menschen erfordert es, dass der für hirntot erklärte Mensch als lebendiger Mensch und nicht als Leiche anzusehen ist und einer Sterbebegleitung bedarf. In Zusammenhang mit dem Thema Sterbebegleitung wird von Pflegewissenschaftlern gefordert, dass sich die Pflege (mehr noch als die Medizin) auf ein Ganzheitsverstehen besinnen (muß), wie es ihrer Tradition entspricht.58
Die 12 Lebensaktivitäten (LA) nach Nancy Roper beschreiben, was «Leben» mit sich bringt. Sie sind ein Teil der fünf Komponenten vom Modell des Lebens,59 wie N. Roper es versteht und welches noch heute an Krankenpflegeschulen als Basis für die Krankenpflegeausbildung herangezogen wird.
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Die Lebensaktivitäten, die nicht selbständig vom hirntoten Patienten übernommen werden können, können extern durch Geräte gesteuert oder durch die Pflegekräfte ersetzt werden. Aber das Fehlen der adäquaten Kommunikation, der äußeren Atmung, der Selbsttändigkeit beim Essen und Trinken, beim Sichsauberhalten und Kleiden, die oft vorhandene Hypothermie, das Fehlen von Arbeiten und Spielen oder auch Schlaf, sind auf einer Intensivstation häufige Erscheinungsbilder von Patienten und werden aus Sicht der Pflege nicht als Todeszeichen gewertet. Äußerlich wird ein hirntoter Mensch als lebend wahrgenommen. Aus medizinischer Sicht ist ein hirntoter Mensch jedoch tot.
Für Doris Windels-Buhr, Dipl. Pflegepädagogin am Universitätsklinikum Benjamin Franklin der FU Berlin ergeben sich daraus folgende Dilemmata:61
Dilemma I: (betr. Paradigma Mensch; Prämisse: Pflege sieht Hirntoten als Sterbenden an, Gesellschaft als Toten):
Gesellschaft: |
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Professionelle Pflege: |
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Hirntod = Tod des Menschen |
versus | Hirntod = point of no return im Sterbeprozeß des Menschen |
ò keine Grundrechte mehr |
versus |
ò alle Grundrechte des Menschen |
Die Transplantationsmedizin ist demnach nur möglich, wenn der Hirntod dem Tod des Menschen entspricht und der Mensch, da er dann den Leichenstatus hat, keine Grundrechte mehr besitzt. Die professionelle Pflege setzt gemäß ihrem Menschenbild den Hirntod nicht mit dem Tod des Menschen gleich. Das bedeutet jedoch, dass der Patient zwar Sterbender ist, aber noch alle Grundrechte besitzt, auch das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit (Art. 2 Abs. 2 GG). Das Beenden dieses Zustands käme einer aktiven Tötung gleich.
Dilemma II (betr. Paradigma Pflege; Prämisse: Pflege sowie Gesellschaft betrachten Hirntoten als Toten):
Gesellschaft: |
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Professionelle Pflege: |
---|---|---|
Hirntod = Tod des Menschen |
versus | Hirntod = Tod des Menschen |
Orientierung an der Medizin |
versus | Orientierung an theoretischen Grundlagen der Pflege |
ò Pflegerischer Auftrag: Spenderkonditionierung, Mitwirkung bei Explantationen |
versus |
ò Ende der Pflege! |
Für den Fall, dass auch die professionelle Pflege den Hirntod als den Tod des Menschen verstehen würde, aber von ihrem ganzheitlichen Menschenbild nicht abrückt, würde die Pflege enden! Diese Abbildung macht sehr schön deutlich, dass nur diejenigen, die den Hirntod als Tod des Menschen verstehen, akzeptieren und sich gleichzeitig an der Medizin und ihrem Menschenbild orientieren, den pflegerischen Auftrag der Spenderkonditionierung oder bei der Mitwirkung an der Explantation erfüllen können. Zugleich bedeutet es aber auch, dass sich Pflegende dann von der professionellen Pflege entfernen und dies das Ende professioneller Pflege markiert. Auch manche Mediziner sind sich dessen bewußt, wie folgende Aussage belegt:
Da der hirntote Organspender nach juristischer Diktion verstorben und somit als Sache anzusehen ist, kann kein Mitarbeiter gezwungen oder verpflichtet werden, bei der Explantation Arbeit zu übernehmen, es sei denn, das Krankenhaus hätte diese Nebentätigkeit primär im Anstellungsvertrag oder durch Anordnung zur Dienstaufgabe erklärt. [...] Bei der Organentnahme bei Hirntoten handelt es sich nach juristischem Verständnis im Grunde eher um eine Teilsektion, für die das Personal einer Pathologischen Abteilung zuständig wäre.62
Mit dem Eintritt des Hirntodes ändern sich die Ziele der Pflege des Pflegepersonals. Im Gegensatz zur ganzheitliche Pflege des Patienten stehen jetzt die reine Überwachung der Vitalfunktionen, die Bilanzierung, die Beobachtung und Kontrolle der Apparate sowie die Kontrolle der Laborparameter Vordergrund. Es geht um die Vitalkonservierung der transplantablen Organe und dies soll unter Wahrung der Würde des Hirntoten geschehen. Es gibt Pflegekräfte, die der Ansicht sind, dass im übertragenen Sinne in dem Organspender [...] unter Umständen sogar mehrer Organempfänger63 gepflegt werden. Das Unanschauliche aber, der Hirntod, ist für viele Pflegekräfte emotional nicht nachvollziehbar, da 97 Prozent64 des Körpers eines hirntote Patienten leben und der hirntote Patient mit eigenen Sinnen auch als lebendig erscheinend wahrgenommen wird. Den Organempfänger muss man sich im Gegensatz dazu phantasieren.
Ich möchte an dieser Stelle weniger auf die spezielle Spenderkonditionierung und mehr auf die psychischen Probleme des Pflegepersonals eingehen. Es wird darüber berichtet, dass Intensivpflegepersonal zwischen drei Kategorien von hirntoten Patienten unterscheidet:
Patienten, die schon längere Zeit auf der Intensivstation betreut werden und dann dem Hirntod erliegen.
Organspender, die aus externen Kliniken hirntot, d.h. mit Leichenschein, zur Organspende übernommen werden.65
Da die Fluktuation auf Intensivstationen sehr hoch ist, kommt es häufig vor, dass die Patienten immer von den gleichen erfahrenen Kollegen oder von verhältnismäßig unerfahrenen Pflegekräften versorgt werden, die dann mit der Aufgabe überfordert sind. Je nachdem welcher der Gruppen die Patienten zugeordnet werden, ergibt sich die Art und Intensität der Pflege. Zu den Patienten, die zur ersten Gruppe zählen, hat man oftmals schon eine Beziehung aufgebaut und sie werden weiter gepflegt wie vorher, was auch die Kommunikation mit einschließt. Die Organspender sind sehr pflegeintensive Patienten und es kommt vor, dass bei der gleichzeitigen Betreuung eines hirntoten Patienten und eines anderen Patienten, der Gesunde schlechter gepflegt wird.66 Dies kann zu Schuldgefühlen führen, da der lebende Patient vernachlässigt wird und man dem pflegerischen Anspruch nicht mehr gerecht wird. Es gibt Pflegekräfte, die dann auch nicht das Gefühl haben, dass bei der «Pflege der Organe» etwas menschlich Sinnvollesgetan wird...67
Manchen Pflegekräfte fällt es schwer, den Angehörigen einen Tod zu vermitteln, der für sie selbst, aus dem Pflegeverständnis heraus, nicht nachvollziehbar ist. Noch bevor ein Trauerprozeß stattfinden kann, müssen sich die Angehörigen verabschieden und die hirntoten Patienten verlegen werden. Aber das Verlegen eines hirntoten Patienten ins Transplantationszentrum entspricht der Verlegung eines lebenden Patienten.
Wenn der hirntote Patient nicht zur Organspende freigegeben wird, dann geschieht das, was Hans Jonas in seinem Buch Technik, Medizin und Ethik wie folgt beschreibt:
... wir überlassen es der Natur, [die Grenzlinie zwischen Leben und Tod] ... zu überschreiten, wo immer sie sei, oder das Ganze Spektrum zu durchqueren, wenn es mehr als eine Linie gibt.68
In dieser Zeit ist eine Sterbebegleitung durch die Angehörigen und durch das Pflegepersonal möglich. Der sterbende Patient ist nicht allein und auch ein würdiges Sterben ist gewährleistet. Was Sterbebegleitung bei einem Patienten bedeuten kann, bei dem die Beatmung abgestellt wird, macht folgendes Beispiel deutlich:
Jedes Wort, jeder Blick, jede Berührung wird für den Sterbenden wichtig. Selber hoffnungsvoll sein ist Grundvorraussetzung für die Pflege. [...] Dasein und Dableiben und damit auch Körperkontakt, Berühren, Streicheln ist das wichtigste überhaupt. [...] Sterben ist ein Geheimnis undurchschaubarer Offenheit, d.h., der Sterbende schreitet vom Ahnen zum Wissen, ohne dass die Tiefen enthüllt werden können. Es genügt, dass da Menschen sind, die das Geheimnis schützen und bewahren.69
Dies gilt jedoch nicht für den Fall, dass es zur Einwilligung zur Organspende kommt.
Die Abgeordneten Dr. Wodarg u.a. sowie Knoche u.a. setzten in ihren Anträgen zum Transplantationsgesetz die Diagnose Hirntod nicht mit dem Tod des Menschen gleich.70 In der Begründung des Antrages der Abgeordneten Dr. Wodarg u.a. wird der hirntot diagnostizierte Mensch als Sterbender bezeichnet, der nur selbst in die Organentnahme einwilligen könne. Als Begründung hierfür wird der Eingriff in die Menschenwürde des Sterbenden angeführt. Um so erstaunlicher ist es, dass die Abgeordneten Dr. Wodarg u.a. eine Organentnahme mit dem Abstellen der Beatmung gleichsetzen. Möglicherweise hängt dies damit zusammen, dass Dr. Wodarg noch keine Gelegenheit bekam, einer Organentnahme beizuwohnen. Er machte diesbezüglich eine Aussage im Bundestag, die bestätigt, dass er zwar gewillt sei, sich eine Organentnahme anzusehen, aber ein renommierter Transplantationschirurg aus Schleswig-Holstein ihm dies Anliegen nicht ermöglichte, da er es Dr. Wodarg, einem in der Intensivmedizin erfahrenen Arzt, nicht zumuten könne.71 Diese Aussage weist darauf hin, dass die Organentnahme extrem belastend sein kann und nicht mit dem Abstellen der Beatmungsmaschine gleichzusetzen ist.
Um zu verdeutlichen, welchen Eingriff eine Organentnahme darstellen kann, möchte ich anhand von Aussagen einiger Pflegekräfte den Ablauf einer Organentnahme und die von ihnen dabei empfundenen Gefühle darstellen. Die Pflegekräfte standen mir für Interviews zur Verfügung, welche ich im Rahmen meiner Diplomarbeit72 führte. Sie waren nicht gegen, sondern im Gegenteil für Organentnahmen und können alle langjährige Erfahrungen in diesem Arbeitsbereich vorweisen.
Ablauf einer Organentnahme und Versorgung der Leiche:
Pflegekraft B:
Jetzt stellen diese Organentnahmen in dem Sinne etwas besonderes dar, weil ja erstmal unheimlich viel Wasser verwand wird, zum Spülen des Bauchraums. Das sind schon so 10 - 15 Liter. Und ..., dass eine vergleichsweise stärkere Hektik auch herrscht, weil das soll dann auch schnell gehen. [...] Dann kann man die beiden Seiten hochhalten, das Wasser reinschütten und absaugen. Vergleichsweise großes Gefäß, sag ich mal.
Eine andere Schnittführung hat allerdings auch andere Folgen. Dazu Pflegekraft B:
Denn läuft das an den Seiten raus, richtig im Schwall. [...] Und denn läuft es eben bis in die Einleitung und es sind große Flächen auf dem Boden, wo wirklich, ja, literweise rotes Wasser auf dem Fußboden ist, mit nassen Tüchern und so und alle patschen da drin rum und Schlachtfeld...anblick. Und [...] dem Reinigungspersonal möchte man das ja auch nicht so hinterlassen, sondern packt die Tücher schon mal in Säcke und aus den Säcken läuft das dann raus und so, das ist schon äh ..., ja, wenig ästhetisch.
Auch eine andere Schilderung macht deutlich, was während der Organentnahme geschieht:
Pflegekraft B:
Das war, glaub' ich in dem, ähm, Vortrag im [Krankenhaus X] war das das erste Mal, wo ich das gehört hatte, dass jemand gesagt hatte, dass es eben diesen Prozeß des Sterbens gibt und ..., ja, Hirntod, damit beginnt es praktisch und wir beenden das andere dann kontrolliert.
Letztendlich ist es ja ... nur, äh ..., ein kontrolliertes Zu-Ende-Sterben.
So richtig deutlich wird erst während der Organentnahme, dass hier ein Sterbender sein Leben beendet. Hierzu zwei Pflegekräfte:
Pflegekraft A:
Also, dass das da jetzt, dass du jetzt hier plötzlich aus, aus 'nem Spendepatienten 'ne Leiche also ... jetzt irgendwie wirklich 'nen Toter wird, ehm. Das wird eigentlich dann erst offensichtlich, wenn, wenn's ruhiger wird irgendwie, wenn die Hektik jetzt vorbei ist und die Organe weg sind, die Anästhesie tritt ab. ... Und so ganz offensichtlich ist es dann erst dann, wenn man die Abdeckung dann wegnimmt und dann wirklich nunmehr 'ne Leiche auf 'n Tisch ...
Pflegekraft C:
(A)lles liegt so da wie wenn, ja, Sie kennen ja dieses Märchen von Dornröschen, die sich sticht, und alles bleibt stehen, und so sieht das dahinter aus. Weil der Apparat an sich, der ist nur abgestellt, aber Tubus ist noch drin, es ist alles noch so, wie es ... für eine normale Narkose, wie es sich für 'ne normale Narkose gehört, und dann ist das Tuch da, das ist so wie eine, eine Raumtrennung.
Nä, so wie, ja sie, sie, sie, das ist ein Theaterstück mit fatalem Ausgang, dies, was Sie aber nicht erwartet haben. Das ist wirklich - zack!
Immer Schweigen ... Also vorher konnte noch so eine tolle Stimmung gewesen sein, äh, Stimmung jetzt eben, dass man sich auch, es wird weiter geflirtet, es wird weiter, es ist so richtig, wie es halt im Leben, im Beruf ist, an einem Arbeitsplatz und ist - Schweigen.
Das ist einfach so, dass, äh, ... schon so die, dies, dieser Anblick ... glaub' ich schon von sich aus einfach, das auch einfordert, ohne dass man es selber merkt, ist diese, diese, die Körperhaltung, die Physiognomie eines Toten einfach so, dass, ich glaub' der letzte Haudegen verstummt.
Diese Aussagen veranschaulichen sehr eindrücklich, dass eine Organentnahme etwas sehr Belastendes darstellt und nicht mit anderen OP's vergleichbar ist.
Dies wurde sogar von Prof. Broelsch aus dem Transplantationszentrum Hamburg eingeräumt, als er ein Eingeständnis machte:
Ein weiteres Eingeständnis ist die oft unbeabsichtigte, aber doch vorkommende Nachlässigkeit im Umgang mit dem Verstorbenen und explantierten Körper des Spenders.73
Der Unterschied zum Abstellen der Beatmungsmaschine wird nachvollziehbar. Um dies nochmals hervorzuheben, möchte ich auf das Abstellen der Beatmungsmaschine und die daraus resultierenden Folgen näher eingehen. Der technische Akt eine Beatmungsmaschine abzuschalten, besteht in der Trennung des Patienten vom Tubus und dem Drücken oder Drehen eines Knopfes. Nach meiner Erfahrung (7 Jahre Intensivpflege) können allerdings bis zum Eintritt des Todes (sichere Todeszeichen) bis zu 1½ Stunden vergehen, auch bei hirntoten Patienten. Sie liegen zum Teil reglos da, können aber auch qualvoll ersticken74. Im Gegensatz zur Organtransplantation muss der Patient in dieser Zeit keinen Eingriff, keine Untersuchung und keine Forschung über sich ergehen lassen, es geschieht dem Patienten nichts. Im Gegenteil! Eine professionelle Sterbebegleitung ist möglich.
Ich denke nicht, dass der von Pflegekräften beschrieben Akt der Organentnahme diesem Pflegeanspruch gerecht wird und dem Organspender dieser Schutz somit verwehrt wird.
Für manche Pflegekräfte vollzieht sich während der Organentnahme etwas Einmaliges, nicht Vergleichbares mit anderen Operationen. Für sie ist dies nicht mehr mit den Begriffen Würde, Achtung und Respekt in Einklang zu bringen. Hierzu möchte ich Pflegekräfte zitieren, die schon in verschiedenen Veröffentlichungen über ihre Gefühle im Zusammenhang mit den Organentnahmen berichteten.
Christine Lang:
Es ist nicht das Ich des Verletzen, nicht die Sprache der Kehle, des Mundes der Zunge, die das Ausmaß des Zugefügten bekundet. Es ist das Bild, die Aussagekraft des Körpers an sich, die das Erleiden dokumentiert und in mir das Phänomen infernalischen Schmerzes und markerschütternder Schmerzensschreie hervorruft.75
Monika Grosser:
"Nun liegt er da, mit einer riesigen Wundhöhle, und bietet uns seine Bauchorgane dar. Nie würden sie einen Lebenden so verletzen! Das ist es: diese riesige Wunde, diese unermeßlich große Verletzung, die dies so schrecklich sein läßt."76
Robert Dorner:
"Wenn sie als Krankenschwester/Krankenpfleger bei der Prozedur der Organentnahme mitmachen, einen Intensivpatienten entgegennehmen, die Klemme für das Durchlaufen der Perfusionslösung öffnen, die Sprüche der Ärzte kennen, am Schluß alleine mit einer entstellten eiskalten Leiche im Saal sind und dann Eltern miterleben dürfen, die ihren zehnjährigen Sohn gerne noch einmal sehen würden, da es vor der Entnahme anscheinend nicht mehr möglich war, wollen Sie vielleicht nur mehr eines - in die Arme genommen werden.77
Es gibt Pflegekräfte, die während der Organentnahme Tränen unterdrücken müssen,78 und ein schlechtes Gewissen haben.79 Manche stellen sich die Frage, ob es ethisch richtig ist, derart manipulierend in den Sterbeprozeß einzugreifen80 und fragen sich, wo ... das Recht dieser Toten auf ein würdevolles Sterben (bleibt).81
Sibylle Storkebaum, Dipl. Psychologin, die mit Transplantierten arbeitet und sich eine Organentnahme anschaute, beschrieb ihre Gefühle sehr anschaulich:
Das Chirurgenteam nimmt die Leber heraus. Ich will gehen. Ich kann nicht mehr, will nicht mehr erleben, wie alle Körperhöhlen so leer aussehen werden wie der Brustkorb, will nicht mehr Zeuge des Zunähens, Waschens, Herrichtens für die Beerdigung sein. Ich sehne mich nach warmen Armen, die mich liebevoll bergen, nach einer Seele, die meinen Kummer mittragen wird [...].82
Sie hat es sich meines Wissens nur einmal angeschaut. Für die Pflegekräfte in Krankenhäuser gehören Organentnahmen jedoch zum Alltag. Die Auswirkungen können lange nachwirken. Auch nach der beendeten Organentnahme ist es für manche Pflegekräfte unmöglich, das Erlebte zu vergessen:
Grosser, M.:
"Wer glaubt, nun sei es vorbei, der irrt. Ich werde nach Hause gehen, mich schlafen legen, und dann werde ich im Traum noch einmal das Ganze erleben. Ich werde diesen Toten sehen, der erst sein eigenes, dann das Gesicht eines mir nahestehenden Menschen und schließlich mein Gesicht tragen wird. Alles verdrängte, Verschluckte, ein Hexenkessel voller Gefühle wird aufbrechen. Sie werden ihr grausames Spiel mit mir treiben - ungehindert, ungebremst, sich austoben bis zum Exzess. Erst danach wird diese Entnahme für mich vorbei sein."83
Eineinhalb Jahre nach dem Ausscheiden aus dem OP wurde mir im Rahmen meiner Interviews ein Albtraum geschildert. Die Pflegekraft wachte nachts schweißgebadet auf:
Ich hab davon geträumt, dass die Patienten noch gar nicht Tod sind. [...] Zum Beispiel der eine Traum war, dass der Patient dann wieder, sich hingesetzt hat auf ... auf den OP-Tisch und uns allen die Zunge rausgestreckt hat. So´n Traum hatte ich. Also, das war ... irre. Nee, also da hab ich gedacht, nee ... das ist doch nicht so, ob das so richtig ist das Ganze. Weil vorher denkt man nicht so darüber nach, würde ich sagen. Aber, wenn man ... denn nachher schon Albträume hat.
Das Recht der Angehörigen sich nach der Organentnahme zu verabschieden, ist im Transplantationsgesetz vorgesehen. Dies ist eigentlich auch wünschenswert, aber vorher sollten die Angehörigen über den Zustand der Leiche nach der Explantation aufgeklärt werden. Die Begleitung des Sterbenden während der Organentnahme durch Angehörige ist ihnen allerdings nicht zuzumuten und auch eine vergleichbare Sterbebegleitung, wie es Pflegestandards vorsehen, ist nicht möglich. Ob die Abgeordneten aller Fraktionen den Zustand des Leichnams nach erfolgter Organentnahme einen würdigen Zustand nennen - wie gefordert -, wird nicht näher erläutert. Auch der Transplantationskodex gibt hier keine Hinweise. Wenn man dem Transplantationskodex der Arbeitsgemeinschaft Organtransplantation Glauben schenkt, wird die Würde des Verstorbenen während der Organentnahme gewährleistet und der Leichnam achtungsvoll behandelt. Das Äußere des Leichnams wird nach erfolgter Organentnahme wieder hergestellt.84 Besonders nach einer Multiorganentnahme, wird meiner Ansicht nach die Würde des Leichnams nicht gewahrt. Immerhin können bei einer Multiorganentnahme Hornhäute, Innenohren, Kieferknochen, Herz, Lungen, Leber, Nieren, Bauchspeicheldrüse, Magen, Knochen, Bänder und Knorpel, Haut, Adern und Knochenmark entnommen werden.85
Mit der Abstimmung über den Tod des Menschen, wurde auch über den würdigen Zustand des Leichnams abgestimmt, ohne jedoch praktische Vorgaben zum Umgang mit dem Organspender während der Explantation zu festzusetzten.
Die Belastung des Pflegepersonals wird mittlerweile sogar von Organisationen wie der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) anerkannt. Allerdings werden die Pflegekräfte von der DSO gleichzeitig als Nicht-Experten dargestellt und somit diffamiert.86 Diese Feststellung der DSO sowie die Nichtbeachtung von Pflegekräften im neuen Transplantationsgesetz ist nicht verwunderlich, wenn man weiß, wie in der Debatte um die Transplantationsgesetzgebung mit Pflegekräften umgegangen wird, die eine kritische Haltung einnehmen. Hierzu ein Beispiel:
Im Landesseminar für Krankenpflege (LSK) in Kiel fand vom 22. - 24. September 1995 eine Tagung zum Thema Hirntod - Transplantation. Aspekte, Fragen und Probleme aus pflegerischer Sicht statt. Als Veranstalter der Tagung war nicht nur das LSK verantwortlich, sondern auch sechs DRK-Schwesternschaften aus dem norddeutschen Raum.
Die Durchführung der Veranstaltung wurde dann jedoch erschwert, indem auf verschiedene Weise versucht wurde, die Tagung zu beeinflussen. Beim zuständigen Bildungsministerium wurde interveniert, um die Anerkennung nach dem Bildungsfreistellungsgesetz für die o.g. Veranstaltung zu verhindern. Eine Beschwerde, von der die Organisatoren der Tagung erfuhren, ging von Prof. Haverich vom Transplantationszentrum Kiel aus.87 Diese Einflußnahmen führten dazu, dass die Leiterin der Tagung (Referentin im Gesundheitsministerium) sich genötigt fühlte, zu reagieren. Der Austausch von Pflegekräften und anderen am Thema interessierten Menschen sowie die Berichterstattung in der Öffentlichkeit und in Fachzeitschriften wurden massiv beeinträchtigt. Auch der Teilnehmerkreis wurde eingeschränkt und die Anwesenheit von Presse- und Medienvertretern wurde ebenfalls für unerwünscht erklärt, was Pflegezeitschriften mit einschloß. Nach der Tagung wurde den Organisatoren von der Leiterin der Tagung jedwede Erwähnung des Landesseminars als Veranstaltungsort in einer nicht (ihr) und der Pressestelle des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Jugend und Gesundheit abgestimmten Veröffentlichung untersagt, da eine öffentliche Dienstelle in ihrer Öffentlichkeitsarbeit nicht frei ist. 88
Die Inhalte der Vorträge stimmten weitgehend mit der Stellungnahme des DBfK vor dem Gesundheitsausschuß am 28.06.95 überein, in der klar zum Ausdruck kommt, dass die pragmatischen Aussagen (der Harvard-Kommission von 1968 zum Hirntod) die gesetzliche Festschreibung der Hirntod-Definition derzeit in einer deutschen Gesetzgebung nicht rechtfertigt. [...] Unter nochmaligem Hinweis auf das Grundgesetz, ist es unseres Erachtens völlig indiskutabel , darüber nachzudenken, inwieweit Angehörige ein Entscheidungsrecht über die Organentnahme des Verstorbenen erhalten.89 Völlig unverständlich ist es für mich deshalb, dass diese Haltung nicht öffentlich in einem Landesseminar für Krankenpflege thematisiert werden darf, sondern nur unter Ausschluß der Medien. Die Einflußnahme von Vertretern des Transplantationszentrums Kiel war um so unverständlicher, als die Organisatoren der Tagung an das Transplantationszentrum eine Einladung gerichtet hatten, von Prof. Henne-Bruns und Prof. Haverich aber eine Absage aus persönlichen Gründen erhielten.90
Diese Einmischung durch Transplanteure ist kein Einzelfall. Eine Veranstaltung an der Volkshochschule in Essen zum Thema Transplantationsmedizin, die am 10.10.1995 stattfand, versuchte Prof. Eigler zu beeinflusssen. Die Nichtteilnahme an Veranstaltungen (siehe oben), wenn kritische Stimmen mit eingeladen sind, beeinflußt diese natürlich auch, da der Anschein der Einseitigkeit entsteht oder ganze Veranstaltungen gar nicht erst stattfinden. So haben die Absagen von Prof. Eigler und Prof. Pichlmayr eine geplante Konsensuskonferenz zwischen Verfechtern des Hirntodkriteriums und sogenannten Kritikern, die in Tübingen am 20. November 1994 stattfinden sollte, scheitern lassen, da den Organisatoren u.a. Pseudokonsensbildung vorgeworfen wurde. Auch das Völser Symposium vom 30.4. - 2.5.1993 fiel aus, weil mehrere Referenten absagten, nachdem diese Kenntnis von der Teilnahme von zwei Kritikerinnen (Renate Greinert und Gisela Wuttke) erhalten hatten.91
Aber auch Diffamierungen von Kritikern des Hirntodkriteriums sind nicht selten. Ein Vortrag von mir wurde als Goebbels'sche Propaganda92 verunglimpft. Auch persönliche Probleme93 werden Kritikern des Hirntodkriteriums als Motiv für ihre Haltung unterstellt. Die Veröffentlichung von J. Hoff und J. In der Schmitten Wann ist der Mensch tot? (Rohwohlt 1994) wird als Außenseiterposition von Einzelpersonen hingestellt, die im Umgang mit der Sprache [...] leichtfertig und unseriös [ist].94 Prof. Broelsch vom Transplantationszentrum in Hamburg geht sogar soweit, dass er in einem Brief an eine Pflegekraft feststellt, dass diese sich vom Menschensein weiter entfernt, weil sie die Entscheidung traf, nicht mehr in der Transplantationsmedizin zu arbeiten.95 Und auch auf meine Diplomarbeit versuchte Prof. Broelsch Einfluß auszuüben, indem er zum einen untersagte, dass ich mit Pflegekräften aus dem Transplantationszentrum in Hamburg Interviews weiterführen konnte. Zum anderen versuchte er über meinen Betreuer die Diplomarbeit zu beeinflussen, was ich als Versuch einer Verhinderung meiner Arbeit werten mußte und gleichzeitig dazu führte, dass ich geplante Zeitungsartikel, eine Einladung zu einer Fernsehsendung sowie einen Vortrag auf einer Tagung absagen mußte.
Ein besonders abschreckendes Beispiel im Umgang mit Kritikern der Hirntoddefinition stellt die Verschickung eines Schweineherzens an Prof. Jörns dar. Das Päckchen wurde unter mißbräuchlicher Nutzung des Namens einer Kritikerin der Hirntoddefinition (und Pflegekraft) zu Weihnachten von Unbekannten verschickt und enthielt die Notiz, Viel Spaß bei der Dialyse.96
Ziel dieser sehr ausführlichen Schilderungen, die ich fortführen könnte, ist es, deutlich zu machen, dass im Transplantationsgesetz solche Vorgänge nicht berücksichtigt werden, obwohl ein Schutz der Pflegekräfte und Mediziner nötig gewesen wäre. Dass Pflegekräfte und Mediziner in einem Transplantationsgesetz besonders geschützt werden müssten, machen nicht nur die oben erwähnten Ausführungen deutlich, sondern auch eine Stellungnahme des wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer, in der festgestellt wird, dass es medizinische Kenner und Anwender der Richtlinien einerseits gibt und andererseits die nicht-medizinischen Beobachter(n) und Kritiker(n).97 Damit sind alle Nicht-Mediziner, Angehörigen, Pflegekräfte usw. und auch alle kritisch denkenden Mediziner als Nicht-Kenner eingestuft und ausgegrenzt.
Wenn der Anspruch der Krankenpflege auf ganzheitliche Betrachtung des Menschen ernst gemeint ist, dann müssen Pflegeverbände und Pflegewissenschaftler diejenigen unterstützen, die durch den Anspruch in Konflikte geraten. In Zusammenhang mit diesem Thema wird von Pflegewissenschaftlern gefordert, dass sich die Pflege (mehr noch als die Medizin) auf ein Ganzheitsverstehen besinnen (muß), wie es ihrer Tradition entspricht.98
Wie gezeigt, müssen Pflegekräfte, die Hirntote pflegen oder bei Organentnahmen assistieren, diesen Anspruch ablegen, um nicht in Konflikte zu geraten. Das Problem, welches sich daraus u.a. für die Ausbildung ergibt, besteht darin, dass bestehende Pflegecurricula geändert werden müßten. Verbände und Ausbildungseinrichtung müßten letztendlich darauf verzichten, den Pflegekräften ein bestimmtes Menschenbild vorzuschreiben. Ein Lösungsansatz besteht meiner Ansicht nach darin, dass es ein integraler Bestandteil der Ausbildung wird, über die Transplantationsmedizin unter Berücksichtigung verschiedener Sichtweisen des Menschen - kontrovers zu diskutieren und die aus den unterschiedlichen Menschenbildern resultierenden Folgen für die Pflege aufzuzeigen. Eine Entscheidung für oder gegen die Arbeit in der Transplantationsmedizin verlangt nach der Möglichkeit, neben positiven Aspekten auch die negativen Folgen für Angehörige oder für sich selbst abschätzen zu können.
Wenn jedoch die Forderung nach Ganzheitlichkeit beibehalten wird und Hirntote als Sterbende betrachtet werden, können Pflegekräfte, die diesen Anspruch verinnerlicht haben, angesichts der Transplantationsmedizin und ihrer Voraussetzung, dass ein Mensch mit diagnostiziertem Hirntod tot sein soll, obwohl er physisch lebendig erscheint, immer wieder in Probleme gestürzt, mit denen diese Pflegekräfte dann in der Regel alleingelassen werden.
Um dies zu verhindern, sollten Supervisionen schon ausbildungs- und berufsbegleitend zum Standard für Pflegende dazugehören. Berufsgruppenübergreifende Teamsupervision läßt sich oft nur schwer realisieren, so dass Krisen-, Konflikt- und Rollenberatung z.B. für Leitungskräfte eher zu empfehlen wäre, als sie in die Supervision des Teams zu integrieren. Auch Balintgruppen und ihre Fallbezogenheit könnten die Mitarbeiter vorerst überfordern, so dass themenzentrierte Fortbildungen geeigneter erscheinen, um die psychosoziale Dimension der Arbeit zu erfassen.99
In Zeiten allgemeiner Sparappelle Forderungen nach, Fortbildungen, Workshops oder Supervisionen zu stellen, erscheint illusionär. Andererseits gilt es festzustellen, dass es auch im Interesse der Gesellschaft liegen müßte, die nach Medizintechnik in Grenzbereichen ruft, dass die entsprechenden Mittel für einen sorgsamen Umgang damit zur Verfügung gestellt werden. Angesichts der immensen Ausgaben für die Transplantationsmedizin (z.B.: Kosten für eine Herztransplantation ca. 82.000 DM, eine Lebertransplantation: ca. 224.000 DM100 und eine Nierentransplantation ca. 50.000 DM101), bin ich bin der Auffassung, dass die finanziellen Ausgaben für psychologische Betreuung sowie Aus- und Fortbildung von Pflegekräften und Medizinern eher gering einzustufen sind, wenn man bedenkt, dass 478 Herzen, 586 Lebern und 1972 Nieren im Jahre 1994 verpflanzt wurden.
Die Konsequenz, die von Pflegeverbänden und -wissenschaftlern aus einem ganzheitlichen Menschenbild gezogen werden müßte, ist die Ablehnung der Organentnahme an Sterbenden. Da diese Möglichkeit jedoch vor dem Gesundheitsausschuß in Bonn nicht mehr zur Debatte stand, haben die Pflegeverbände und sogenannte Kritiker gefordert, dass Angehörige nicht in die Organspende einwilligen dürften, da diese einen Eingriff am Lebenden darstellt und somit nur der Patient selbst einwilligen dürfte. Auch diese Forderung wurde nicht nachgekommen.
Eine besondere Form der themenzentrierten Fortbildung wird schon heute angeboten. Das European Donor Hospital Education Programm (EDHEP) soll den Leuten, die vor Ort und nicht am grünen Tisch über die Dinge reden, Hilfe [...] bieten.102 Es geht allerdings nicht nur darum, Pflegekräften und Ärzten zu helfen, mit der Transplantationsmedizin und den trauernden Angehörigen umzugehen. Das Schulungsprogramm richtet sich an Ärzte und Pflegekräfte und soll diesen Zielgruppen das Überbringen der Todesnachricht, den Umgang mit der Trauerreaktion von Angehörigen, aber auch die Bitte um Organspende durch Training und Rollenspiel beibringen. Seit 1994 wird dieses EDHE-Programm für jeden Mitarbeiter von Intensivstationen in Deutschland angeboten.103 Eine themenzentrierte Fortbildung, wie ich sie verstehe und für sinnvoll erachten würde, stellt dieses Programm allerdings nicht dar. Meiner Ansicht nach müßten in einem Seminar, Workshop oder einer Fortbildung alle Aspekte vermittelt werden, die das Thema betreffen. Außerdem sollte die Unabhängigkeit derjenigen gewährleistet sein, die solche Fortbildungen anbieten, damit Pflegekräfte ihre eigene Haltung finden können. Das EDHE-Programm erfüllt diese Kriterien nicht, da es von Eurotransplant entwickelt wurde und in Deutschland von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) und der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Transplantationszentren inhaltlich und organisatorisch verantwortet wird, die eine Ausweitung der Transplantationen zum Ziel haben. Außerdem unterstützt Sandoz104, einer der maßgeblichen Pharmakonzerne für die Herstellung von Immunsuppressiva, dieses Programm finanziell und es ist somit nicht auszuschließen, dass es nicht um die Angehörigen, Pflegekräfte oder Mediziner geht, sondern um die Maximierung der Gewinne.
Natürlich sollten Pflegekräfte darin geschult werden, Angehörige in ihrer Trauer zu begleiten und zu unterstützen. Man sollte jedoch bedenken, dass Pflegekräfte schon bei der Spenderkonditionierung an einen potentiellen Empfänger denken sollen und den Patienten nicht mehr um seinetwillen pflegen. Im OP werden die Organentnahmen nicht zum Wohl des Spenders vorgenommen, sondern für einen potentiellen Empfänger. Eine allzu zielstrebige Schulung für den Umgang mit Angehörigen im Hinblick auf eine Einwilligung zur Organspende hätte möglicherweise zur Folge, dass auch die Begleitung in der Trauer nicht mehr nur zum Wohl der Angehörigen geleistet wird, sondern ebenfalls zum Wohle eines potentiellen Empfängers.
Pflegekräfte, die nicht darüber informiert sind, welche negativen Folgen die Einwilligung zur Organspende mit sich bringen kann,105 die auch nicht über die möglichen negativen Folgen einer Transplantation informiert sind, sollten sich nicht in das Einholen der Einwilligung zur Organspende involvieren lassen. Prof. Bauer stellte vor dem Ausschuß für Gesundheit fest, dass die [...] Erfahrung zeigt, daß Angehörige oft erst nach langer Zeit nach der Entscheidung unter schweren Gewissensdruck geraten, etwas falsch gemacht zu haben, was sowohl für Entscheidungen pro oder contra Organspende festzustellen ist106. In der Regel sind es nicht die Mediziner oder Pflegekräfte, die die Einwilligung einholten, die dann den betreffenden Personen professionelle Hilfe anbieten, um ihren Gewissensdruck (z.B. Schuldgefühle) zu bewältigen. Dann sind die Familie, das soziale Umfeld oder Psychotherapeuten nötig, wieder gut zu machen, was durch die Frage nach der Organspende ausgelöst wurde.
In Verbindung mit den zahlreichen Veröffentlichungen der letzten Jahre, in denen Pflegekräfte über ihre ambivalenten Gefühle gegenüber Hirntoten berichteten, ist zu überlegen, ob das Ausmaß der Belastung, die mit der Transplantationsmedizin zusammenhängen, weiter erforscht werden sollten. Eine weitere Begründung für die Notwendigkeit der Erforschung dieser Problematik stellen Prognosen dar, nach denen um die Jahrtausendwende jeder zweite chirurgische Eingriff eine Organ- oder Gewebetransplantation sein107 wird, wofür gut ausgebildetes Intensiv- und OP-Personal dringend benötigt würde.
1Kimbrell, A.: Ersatzteilager Mensch. Die Vermarktung des Körpers. Campus 1994, S. 45
2Materialien für den Dienst in der Evangelischen Kirche von Westfalen. Transplantation: Spenden und Empfangen. Landeskirchenamt (Hrsg.) Heft 10 (1995), Fußnote 8 + 9, S. 101
3Greinert, R., Wuttke, G.: Organspende. 1. Aufl. Nov. 1993, S. 7, S. 35 und S.56
4Der Hirntod als der Tod des Menschen. Deutsche Stiftung Organtransplantation. 1. A.30.12/95, S. 69
5Land, W.: Das Dilemma der Allokation von Spenderorganen: die Verquickung eines therapeutischen Prinzips mit der Verteilung eines knappen kostbaren Gemeinguts. In: Dialyse-Journal 49/1994, S. 34
6Eurotransplant International Foundation. Annual Report 1995. S. 21
7Greinert, R. & Wuttke, G. Organspende. 1. Aufl. Nov. 1993, S. 47
8Linke, D. B. Hirnverpflanzung. Rowohlt 1993, S. 117 ff und S. 120 f
9Die Zeit. 30.10.1992, S. 19
10Striebel, H. W., Link, J. (Hrsg.).: Ich pflege Tote. Die andere Seite der Transplantationsmedizin. Recom 1991.
11Kimbrell A. [1993]. Ersatzteillager Mensch. Campus 1994, S. 33 f
12Feuerstein, G. Das Transplantationssystem. Juventa 1995. S. 83, S. 87 und S. 95
13Report of the Ad Hoc Committee of the Harvard Medical School to Examine the Definition of Brain Death. Journal of the American Medical Association (JAMA) Aug. 1968, Bd. 205, Nr. 6, S. 337-340
14Neffe, J. Die Geister, die wir riefen. In: GEO WISSEN. Ärzte, Technik, Patienten. Nov. 1991, Nr. 4, S. 40
15Hoff, J. & in der Schmitten, J. Wann ist der Mensch tot? Rowohlt 1994, S. 155
16Report of the Ad Hoc Committee of the Harvard Medical School to Examine the Definition of Brain Death. Journal of the American Medical Association (JAMA)Aug. 1968, Bd. 205, Nr. 6, S. 337
17Jonas, Hans. Technik, Medizin und Ethik: Zur Praxis des Prinzips Verantwortung (1985). 3. Aufl. 1990, Frankfurt am Main: Insel Verlag, S.224
18Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO). Der Hirntod als Tod des Menschen. DSO (Hrsg.) 1995, S. 49
19Kimbrell, A. [1993] Ersatzteillager Mensch. Campus 1994. S. 35 f
20Feuerstein, G. Das Transplantationssystem. Juventa 1995. S. 77 f
21Ebd. S. 91 ff
22UNESCO. Bioethik und ihre weltweiten Implikationen für den Schutz der Menschenrechte. Hintergrundpapier, CONF/93/4-Doc.Inf.1, 03.01.1995, S. 4
23Deutscher Bundestag. Plenarprotokoll 13/183, 25.06.1997, S. 16453ff.
24Sandvoß, G. & Horch, CH. & Andreas, M. Warum fehlen transplantierbare Organe? In: Niedersächsisches Ärzteblatt, 65. Jahrg. Nr.6, 20. März 1992
25Fuchs, R. Tod bei Bedarf: das Mordsgeschäft mit Organentnahmen. Ullstein 1996, S. 38 f
26Haupt, J.: In: Organspende. Der umkämpfte Tod. ARD, 07.04.94, 23:30 0:15. Matthies, S. (Regie)
27Kerkhoff, J.: Deutscher Bundestag. Ausschuß für Gesundheit. Ausschußdrucksache 13/152. 05.07.1995, S. 4
28Prof. Geisler, L. Deutscher Bundestag. Ausschuß für Gesundheit. Ausschußdrucksache 13/114 vom 17. Juni 1995, S. 39 und Zieger, A., S. 72
29Dr. Klein, M. Hirntod: Vollständiger und irreversibler Verlust aller Hirnfunktionen? Ethik in der Medizin, Springer-Verlag 1995, 7:6-15
30Gramm, H.-J. u.a. Hemodynamic responses to noxious stimuli in brain-dead organ donors. In: Intensiv Care Med (1992) 18: 493-495, S. 494
31Klein, M. In: Stationen: Tod oder Lebendig? Die ethische Kontroverse um den Hirntod. Bayern III, 07.09.95, Film von S. Matthies.
32Die Annahme, dass der gesamte Ausfall des Großhirns zu messen sei, wird von einigen Neurologen allerdings bestritten. Vgl. Dr. Klein, M. Hirntod: Vollständiger und irreversibler Verlust aller Hirnfunktionen? Ethik in der Medizin, Springer-Verlag 1995, 7:6-15
33Erklärung Deutscher Wissenschaftlicher Gesellschaften zum Tod durch völligen und endgültigen Hirnausfall. Hirntod. Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Deutsche Physiologische Gesellschaft (Hrsg.). 1. Aufl. 50 Oe 1994, S. 7
34Knaape, H.-H. Deutscher Bundestag. Plenarprotokoll 13/183, 25.06.1997, S. 16448
35Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Ev. Kirche in Deutschland. Organtransplantation.Sonderdruck des Arbeitskreises Organspende. 2. Aufl. 200. 8/93, S. 18
36Singer, P. Praktische Ethik. Stuttgart 1984, S. 105ff. Zit. nach: Wils, J.-P. Person und Leib. In: Hoff, J. & in der Schmitten, J. Wann ist der Mensch tot? Rowohlt 1994, S. 125
37Fuchs, R. Tod bei Bedarf: das Mordsgeschäft mit Organentnahmen. Ullstein 1996, S. 127 f
38Die Woche. Varianten des Todes. 28.04.1995, S. 27
39Schneider, I. Föten. Der neuen medizinische Rohstoff. Campus 1995, S. 40 ff
40Juchli, L. Krankenpflege. Praxis und Theorie der Gesundheitsförderung und Pflege Kranker. Georg Thieme Verlag 6. Aufl. 1991, S. 26 f
41Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) e.V. Schriftliche Stellungnahme zum Entwurf eines Transplantationsgesetzes vor dem Gesundheitsausschuß des Deutschen Bundestages. 24.07.1995, S. 3 f
42Albert, W. Emotional - seelische Folgen der Organtransplantation. Unveröffentlichter Vortrag in Kiel im Landesseminar für Krankenpflegeam 23.09.1995. Tagungsthema: Hirntod - Transplantation. Aspekte, Fragen und Probleme aus pflegerischer Sicht.
43Wellendorf, E. Was kann man einem Menschen zumuten, ohne ihn zu zerstören? In: Greinert, R. & Wuttke, G. Organspende. Kritische Ansichten zur Transplantationsmedizin. Lamuv 1. Aufl. 1993, S. 115
44Hoffmann, G. Das Leben danach. In: Greinert, R. & Wuttke, G. Organspende. Kritische Ansichten zur Transplantationsmedizin. Lamuv 1. Aufl. 1993, S. 129
45Wellendorf, E. Mit dem Herzen eines anderen Leben? Die seelischen Folgen der Organtransplantation. Kreuz Verlag 1993, S. 120 f
46Der Hirntod als der Tod des Menschen. Deutsche Stiftung Organtransplantation. 1. A.30.12/95, S. 65.
47Feuerstein, D. Das Transplantationssystem. Dynamik, Konflikte und ethisch-moralische Grenzgänge. Juventa 1995, S. 189
48Wellendorf, E.In: N3. Selbst-Hilfe. Wer denkt schon an die Seele? Dokumentation über das Leben nach einer Transplantation. 29.06.94, 21:00 - 21:00
49Levend, H. Was geschieht mit meinem Herzen? In: Psychologie Heute. Februar 1996, 23. Jg. Heft 2, S. 53
50Raven-Sieberer, U. Zit. in: Levend, H. Was geschieht mit meinem Herzen? In: Psychologie Heute. Februar 1996, 23. Jg. Heft 2, S. 53
51Wolf, G. Zit. in: Levend, H. Was geschieht mit meinem Herzen? In: Psychologie Heute. Februar 1996, 23. Jg. Heft 2, S. 54
52Drum, U. In: ZDF. Mona Lisa. 30.10.1994, 18:15 - 19:00
53Vgl.: Kraft, J. (Lebertransplantierte). In: SAT 1. Schreinemakers vom 27.04.1995. Die Leber rutscht hin und her.
54Strupler, W. Gefühle kommen von Herzen. In: Das Sonntagsblatt. Politik und Soziales. Nr. 7, 17.02.1995, S. 9. Vgl.: Drum, U. In: ZDF. Mona Lisa. 30.10.1994, 18:15 - 19:00
55Wellendorf, E. Zit. in: Levend, H. Was geschieht mit meinem Herzen? In: Psychologie Heute. Februar 1996, 23. Jg. Heft 2, S. 59. Vgl. Wellendorf, E. Mit dem Herzen eines anderen Leben? Die seelischen Folgen der Organtransplantation. Kreuz Verlag 1993, S. 133. Vgl. Wellendorf, E.In: N3. Selbst-Hilfe. Wer denkt schon an die Seele? Dokumentation über das Leben nach einer Transplantation. 29.06.94, 21:00 21:00.
56Juchli, L. Krankenpflege. Praxis und Theorie der Gesundheitsförderung und Pflege Kranker. Georg Thieme Verlag 6. Aufl. 1991, S. 27
57Windels-Buhr, D. Organspende und Krankenpflege. Ein Widerspruch? In: Greinert, R. & Wuttke, G. (Hrsg.) Organspende. Kritische Ansichten zur Transplantationsmedizin. Lamuv 1. Aufl. 1991, S. 79
58Rest, F. Sterbebeistand, Sterbebegleitung, Sterbegeleit. Kohlhammer 3. Aufl. 1994, S. 28
59Roper, N. Die Elemente der Krankenpflege. Recom 1987, S. 21 ff
60Es können aber durchaus verschiedene Reflexe bei Hirntoten beobachtet werden: Bizepssehnen- oder der Patellarsehnenreflex können abgeschwächt, aber auch lebhaft auslösbar sein. Als weitere kommen hinzu: Extensions- und der Pronationsreflex, der Nackenabdominalreflex und der Galant-Reflex. Diese Reflexe tragen nicht zur Feststellung des Hirntodes bei. In:Ich pflege Tote. RECOM Verlag 1991 S. 117. Vgl. Linke, D. B. Hirnverpflanzung. Rowohlt 1993, S. 117
61Windels-Buhr, D. Hirntod und Organtransplantation. Ethische Dilemmata für die Pflege? In: Pflege 1997; 10: 144-150
62Sandvoß, G. u.a. Warum fehlen transplantierbare Organe? Niedersächsisches Ärzteblatt 6/1992. In: Genarchiv/Impatientia e.V. Organtransplantation. Zur Wegnahme von Körperstücken und ihrem Verbleib. Genarchiv/Impatientia e.V. 1993, S. 46
63Backmann, B. Die Pflege von Organspendern. In: Organspende-Organtransplantation. Tagungsband der Initiative-Fortbildung in der Krankenpflege. Universitätsverlag Dr. N. Brockmeyer 1992, S. 13. Vgl. Müller, B. Pflege und Überwachung hirntoter Patienten bis zur Organentnahme. - Ein Toter mit warmer Haut- In: Die Schwester/Der Pfleger 36.Jg. 3/1997, S. 218-222. Vgl. Müller, U. & Clavèe, H.-W. Organtransplantation. Fluch oder Segen? Verlag Pflegescript Osnabrück Bd. 14, 1. Auf. 1993
64Linke, D. B. Hirnverpflanzung. Rowohlt 1993, S. 115
65Korn, A. Erlebnisse und Erfahrungen im Umgang mit hirntoten Patienten. In: Striebel, H. W. & Link, J. (Hrsg.). Ich pflege Tote. Die andere Seite der Transplantationsmedizin. Recom 1991, S. 51
66Ebd. S. 48. Vgl. Müller, U. & Clavèe, H.-W. Organtransplantation. Fluch oder Segen? Verlag Pflegescript Osnabrück Bd. 14, 1. Auf. 1993, S. 28 f
67Dietmann, D. Die spezielle Pflege Hirntoter zur Organentnahme. In: Striebel, H. W. & Link, J. (Hrsg.). Ich pflege Tote. Die andere Seite der Transplantationsmedizin. Recom 1991, S. 51
68Prof. Jonas, H. Technik, Medizin und Ethik. Insel Verlag 1990, S. 221
69Schwester Juchli, L. Krankenpflege. Thieme 1991, S. 548
70Wodarg, W. u.a.: Drucksache 13/4114 und Knoche, M. u.a. Bundesdrucksache 13/2926
71Deutscher Bundestag. 13. Wahlperiode, 99. Sitzung. Bonn, 19. April 1996. Plenarprotokoll 13/99, S. 8823
72Rotondo, R. Belastung und Bewältigung von Pflegekräften in der Transplantationsmedizin. Diplomarbeit im Studiengang Psychologie des Fachbereichs Psychologie der Universität Hamburg. Klassifikation: 428 Krisen, Konflikte, Reaktionen und 890 Spezielle Probleme der angewandten Psychologie. Hamburg, den 28. Juni 1996
73Prof. Broelsch, Ch. Erwiderung und Eingeständnis. In: Die Schwester/Der Pfleger. 34. Jg. 7/95, S. 661.
74Vgl. Artikel Hirntot? In: Die Woche vom 30. Juni 1995, S. 25
75Christine Lang, Krankenschwester. In: Hoff,J. & In d. Schmitten, J.: Wann ist der Mensch tot? Organverpflanzung und Hirntodkriterium. Rowohlt 1994, S. 397 ff
76Grosser, M. Organentnahmen aus der Sicht einer Krankenschwester im Operationsdienst. In: Striebel, H. W. & Link, J. (Hrsg.): Ich pflege Tote. Die andere Seite der Transplantationsmedizin. Basel; Baunatal: Recom 1991, S. 63
77Dorner, R. Auf der Suche nach dem Menschsein. In: Die Schwester/Der Pfleger Melsungen: Bibliomed, 34. Jahrg. 5/1995 S. 381
78Grosser, M. Organentnahmen aus der Sicht einer Krankenschwester im Operationsdienst. In: Striebel, H. W. & Link, J. (Hrsg.): Ich pflege Tote. Die andere Seite der Transplantationsmedizin. Basel; Baunatal: Recom 1991, S. 60
79Weil, C. Ich pflege einen Toten. In: Die Schwester/Der Pfleger, 33. Jg., 3/1994, S. 253
80Jetschmann, D. Erlebnisse einer Anästhesieschwester. In: Striebel, H. W. & Link, J. (Hrsg.): Ich pflege Tote. Die andere Seite der Transplantationsmedizin. Basel; Baunatal: Recom 1991, S. 89
81Möller, D. Organexplantation. In: Striebel, H. W. & Link, J. (Hrsg.): Ich pflege Tote. Die andere Seite der Transplantationsmedizin. Basel; Baunatal: Recom 1991, S. 82
82Storkebaum, S. Jetzt ist`s ein Stück von mir! Alles über Organtransplantionen. Kösel 1997, S. 46
83Grosser, M. Organentnahmen aus der Sicht einer Krankenschwester im Operationsdienst. In: Striebel, H. W. & Link, J. (Hrsg.): Ich pflege Tote. Die andere Seite der Transplantationsmedizin. Basel; Baunatal: Recom 1991, S. 70 f
84Hauck, Waltraut; Müller, Frank. Zur Sache: Organspende. Düsseldorf: Zebulon - Verlag 1994, S. 161
85Kimbrell, Andrew. Ersatzteillager Mensch: Die Vermarktung des Körpers. Frankfurt am Main; New York: Campus Verlag 1994, S.36 f
86Deutsche Stiftung Organtransplantation. Der Hirntod als der Tod des Menschen. 1. A. 30. 12/95, S. 55
87Hierüber liegt eine schriftliche Mitteilung von Frau Rehwinkel (Leitung der Tagung) vor, die bei mir auf Anfrage zu erhalten ist.
88Schriftliche Aussage liegt mir vor und ist bei mir zu beziehen.
89Stellungnahme des DBfK vom 24.07.95, S. 5
90Vgl. Rotondo, R. Aufklärung über Transplantation schwergemacht. In: LAZARUS. Anstoß erregen. 14. Jg. Ostern 1996, Lazarus Verlag 1996, S. 34 ff
91Schriftliche Aussagen liegen mir vor und sind bei mir zu beziehen.
92Prof. Stroh, W. Tagung in der Ev. Akademie in Mühlheim/Ruhr vom 3.-5.2.1995 zum Thema Organtransplantation - Eine Anfrage an unser Menschsein. Aussage liegt auf Band vor und ist bei mir zu erhalten. Vgl. Die Schwester/Der Pfleger, 34. Jg. 5/1995, S. 381
93Frei, U. Organtransplantation in der Krise? Z. Allg. Med. Hippokrates Verlag 1995; 71: S. 686
94Prof. Link, J. & Dr. Gramm, H.-J. Ein wissenschaftlicher Beitrag. Berliner Ärzte 4/1995, S. 27
95Ein entsprechender Brief liegt mir vor und ist nur mit Absprache der Pflegekraft einzusehen.
96Schriftliche Aussagen liegen mir vor und sind bei mir zu beziehen.
97Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 44, 5. November 1993 (39) C-1975
98Rest, F. Sterbebeistand, Sterbebegleitung, Sterbegeleit. Kohlhammer 3. Aufl. 1994, S. 28
99Degenhardt, C. Team-Supervision im Allgemeinkrankenhaus. In: Triangel-Institut für Supervision und Gruppenerfahrung (Hrsg.). Familie-Gruppe-Institution: Die Vielfalt in der Dreiheit. Ursel Busch Fachverlag 1995, S. 31
100Aufnahmevertrag des Universitäts-Krankenhaus Eppendorf (UKE) in Hamburg. Auszug aus dem Leistungs- und Entgeldverzeichnis für das UKE. Sonderentgelte nach § 6 BpflV. Stand 01. Januar 1994. Anlage.
101Arbeitskreis Organspende (Hrsg.). Organspende rettet Leben! Antworten auf Fragen. 14. Aufl. 500.3/95. S. 31
102Prof. Angstwurm. Protokoll der öffentlichen Anhörung vom 28. Juni 1995, S. 65.
103Grote, T. & Dreikorn, K. Bewährte und neue Wege in der Öffentlichkeitsarbeit zur Verbesserung der Organspendesituation in Deutschland. In: Die Schwester/Der Pfleger. 33. Jg. Oktober 1994, S. 823 ff.
104Eurotransplant Foundation. Annual Report 1990. S. 17
105Greinert, R. Organspende - Nie wieder. In: Greinert, R. & Wuttke, G. (Hrsg.) Organspende. Kritische Ansichten zur Transplantationsmedizin. Lamuv 1. Aufl. 1991, S. 64 ff.
106Bauer, H.: Deutscher Bundestag. 17. Sitzung des Ausschußes für Gesundheit. 28.06.95. Protokoll Nr. 17, S.3
107The United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation (UNESCO). Bioethik und ihre weltweiten Implikationen für den Schutz der Menschenrechte. 93. Interparlamentarische Konferenz 3.1.1995. CONF/93/4-Doc. Inf.1. S. 4