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Veröffentlichung zur Organspende und Transplantation


Tod durch tollwutinfizierte Organe

Deutsche Stiftung Organspende (DSO) widerspricht sich selbst und bestätigt Diagnosefehler der Mediziner

Roberto Rotondo(Hamburg), www.transplantation-information.de am 22.02.2005

Nach Übertragung tollwutinfizierter Organe starben bisher zwei Patienten. Nun geraten die Deutsche Stiftung Organspende (DSO) und die verantwortlichen Ärzte in Erklärungsnotstand bzw. verwickeln sich in Widersprüche.

Am 21.02.2005 bestätigt Professor Günter Kirste, Vorstand der DSO, gegenüber der Ärztezeitung, dass die 26jährige tollwutinfizierte Organspenderin "irgendwann mal" Drogen genommen habe. Die "Spenderin sei nach den Richtlinien der Bundesärztekammer nicht als Risiko für eine Organspende angesehen worden", so Prof. Kirste laut Ärztezeitung.

Privatdozent Dr. Dietmar Mauer, Geschäftsführender Arzt der Organisationszentrale Region Mitte der DSO, bestätigt allerdings in einer zweiten Meldung der Ärztezeitung vom 21.02.2005:

"Die Ärzte hätten die psychischen Symptome auf den Drogenmissbrauch zurückgeführt."

Was soll man nun glauben?

Falls die Aussage von PD Dr. Dietmar Mauer stimmt, stuften die Ärzte die Patientin offenbar doch als drogenabhängig ein. Warum hat man sie dann als Organspenderin zur Transplantation freigegeben?

Falls die Aussage von Prof. Günter Kirste zutrifft, dann haben die behandelnden Ärzte der tollwutinfizierten Organspenderin die Symptome ihrer Patientin falsch diagnostiziert. Es lag keine akute Drogenabhängigkeit vor, die als Ausschlusskriterium für eine Organentnahme ausgereicht hätte. Die psychischen Symptome der Patientin wurden demnach falsch interpretiert. Also liegt eine Fehldiagnose vor, die in der Verantwortung der betreffenden Ärzte liegt!

Am 19.02.2005 bestritt die Sprecherin der Uniklinik Mainz Petra Giegerich im Tagesspiegel die Verantwortung der behandelnden Ärzte: "Auf Grund der bisherigen Sachlage gibt es keine Hinweise auf ein Fehlverhalten der Klinik", so Petra Giegerich.

Diese Behauptung kann, wenn man den Meldungen in der Ärztezeitung glauben schenkt, so nicht zutreffen.

Meiner Ansicht nach, versuchen die Uniklinik Mainz und die DSO, von der Verantwortung der zuständigen Mediziner abzulenken. Immerhin prüft die Staatsanwaltschaft, ob fahrlässig gehandelt wurde.

Eines scheint sicher zu sein. Der Tod der Organempfänger wurde durch die Tollwutinfektion hervorgerufen und kann in diesem Fall nicht als Komplikation einer normalen Organtransplantation hingestellt werden.

Dann sind, nach meinem Kenntnisstand, Nachlässigkeiten der zuständigen Ärzte und der - nicht immer durch den Krankheitszustand des Organspenders zu begründende - selbstauferlegte Zeitdruck in der Transplantationsmedizin letztlich ausschlaggebend und verantwortlich für den qualvollen Tod der Organempfänger.

© ROBERTO ROTONDO, 2005
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Mehr Informationen:

Tollwutinfektionen durch Organspende - Alles nur "ein schreckliches Unglück"?
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update: 22.02.2005    by: Roberto Rotondo