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Veröffentlichung zur Organspende und Transplantation


Prager Firma Transpla-cent nutzte Email-Adressen, um Lebendspenden zu vermitteln.

Ergänzung zum Artikel: Körperteile im Angebot. Prager Geschäftemacher nutzen E-Mail-Adressen, um an Patienten illegal Organe zu vermitteln.

Dezember 2000

Die Prager Firma „Transpla-Cent.", die sich als „Internationale Selbsthifeorganisation für chronisch Nierenkranke” bezeichnet, hat sich im August 2000 mit einem Anschreiben an Teilnehmer des Internet-Forum von www.dialyse-online.de gewandt (weitere Informationen bei mir persönlich!). Sie warb u.a. damit, durch eine „seriöse Empfänger/Spender – Kontaktvermittlung” und das Angebot zur „Fremd-Lebendspende” sowie unter „Umgehung nationaler Transplantationsgesetze [...] die Möglichkeit, den dauernden Organmangel für Nierentransplantationen zu beheben”. Die Organhändler boten „Soforthilfe!” an, wenn die potentiellen EmpfängerInnen bereit sind, sich „über moralische und ethische Grenzen” hinwegzusetzen.
Auch ein deutscher Arzt, Transpla-Cent-Mediziner Jürgen Meyer, ist beteiligt. Außerdem ist ein 37-Jähriger Deutscher mit Wohnsitz in Schwäbisch Gmünd ist nach Meldung der Stuttgarter Nachrichten Online vom 10. November 2000 Hauptfinanzier der tschechischen Firma Transpla-Cent.
Am 17. August 2000 gab ein Forumteilnehmer von www.dialyse-online.de bekannt, von der „Gruppe” "transplacent@volny.cz" ein Angebot per e-Mail erhalten zu haben.
Weiter wollte der Forumteilnehmer wissen, ob auch andere solche Angebote bekamen oder die Firma kennen. Die Antwort des Webmasters, TeeWee Webmaster@Dialyse-Online.de, vom 22. August 2000 erstaunt:
„Hallo Hans-Peter, diese mail welche Du bekommen hast, ist offensichtlich an viele Leute gegangen, die hier unter Angabe Ihrer Email-Adresse Beiträge gepostet haben. Diese Email-Adressen wurden von den Organ-Dealern gesammelt und dann......”
Dialyse-Online war jedoch nicht untätig. Sie haben herausgefunden, daß die WebSite Transplacent.com in der Tschechischen Republik registriert war und haben „die Aktivitäten der Betreiber von Transplacent dem Landeskriminalamt (NRW) gemeldet.”
Auch die Firma ViennaSoft, deren Software von Transpla-cent verwendet wurde, wurde informiert. Die Reaktion der Firma ViennaSoft reagierte promt am 21. August 2000.
„Herzlichen Dank für Ihre Mitteilung. Wir sind über derartige Verbrecher selbst schockiert, und da diese beiden unsere Software illegal zum erstellen Ihrer Homepage verwendet haben, werden wir Klage einbringen. Außerdem werden wir die Tatsache der Aktivitäten dieser Herren an die Kripo Wien weiterleiten. Abgesehen davon haben wir uns mit deren Provider, www.globaleone.cz in Verbindung gesetzt.”
Das tat auch Dialyse-Online und informierte ihrerseits den tschechischen Provider und baten darum, „die Site www.Transplacent.com zu sperren.” Mit Erfolg. Am 22.08.00 meldete Dialyse-Online: „Die Domain Transplacent.com ist nicht mehr erreichbar !!!!!!”
Nicht nur in Deutschland wurde geworden. Auch die Steirische Interessengemeinschaft der Dialysepatienten und Nierentransplantierten in Graz erhielt Post. Sie informierte die zuständige Staatsanwaltschaft in Graz. Das Anschreiben der Firma Transpla-Cent ist auf der Homepage von TRANSPLANT INFORMATION (TPI) abgedruckt (11.11.2000).
Transpla-Cent hat jedoch nicht nur das Internet genutzt. Auf der Homepage des Transplantationszentrum Stuttgart wurde unter der Rubrik Aktuelles am 03. November 2000 darüber berichtet, daß die Deutsche Stifung Organtransplantation (DSO) „Briefe von Dialysepatienten, Patientenvereinen und Dialysezentren” erhalten hat, die von der Firma Transpla-Cent stammten und an das Bundeskriminalamt (BKA) weitergeleitet wurden. Das BKA wiederum hat die zuständigen Behörden in Prag unterrichtet.
In einer gemeinsamen Presseerklärung von Bundesärztekammer, Deutscher Stiftung Organtransplantation, Deutscher Transplantationsgesellschaft und Eurotransplant vom 13. November 2000 wurde das „kommerzielle Angebot einer Lebendorganspende, das in den vergangenen Wochen vom Prager Unternehmen „Transpla-cent" an Dialyse-Patienten und -Zentren in Deutschland herangetragen worden ist", auf´s „Schärfste” verurteilt.
Woher die Adressen stammten, die nicht im Internet zu finden waren, ist offensichtlich noch unklar.
Die Süddeutschen Zeitung (SZ) berichtete am 07. November 2000, daß die angeschriebenen Dialysepatienten auch auf der Warteliste „bei der auch für Deutschland zuständigen Organ-Vermittlungszentrale Eurotransplant” stehen. Guido Persijn, der Medizinischer Direktor von Eurotransplant in Leiden, wurde in der SZ wie folgt zitiert:
„Wir wissen nicht, wie diese Personen an die Adressen gekommen sind. [...] Wir haben geprüft, ob sich ein Unbefugter in unsere PCs eingeloggt hat und nichts Entsprechendes feststellen können.“
Nicht jede/r stört sich jedoch am Angebot von Transpla-Cent, wie eine Antwort im Forum vom Dialyse Online deutlich macht:
„Re: Angebot der Lebendspende
Von:
Kommentar
Man sollte nicht voreilig alles als unseriös abtun. Mich als Dialysepatient interessiert das. Vielleicht eine Möglichkeit von dem Schei.. wegzukommen Stand: 21. September 2000"

In einer Broschüre bietet Transpla-Cent die „Verschiebung der moralischen Grenzen”:

„Was bietet Transpla-Cent?

  1. Internationale Vermittlung und Beratung
  1. Unabhängigkeit von staatlichen Wartelisten
  2. Verschiebung der moralischen Grenzen
  3. Ausnutzung der juristischen Grauzonen


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update: 10.01.2004    by: Roberto Rotondo