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Pressemeldungen zur Organspende


Bis Dezember 2002 habe ich mich für den Verein BioSkop e.V. in Pressemitteilungen zur Organspende zu Wort gemeldet.

medico international Arbeitskreis Medizin und Gewissen in der IPPNW BioSkop-Logo

Gemeinsame Pressemitteilung von

BioSkop, medico international und Arbeitskreis Medizin und Gewissen in der IPPNW

Essen, Frankfurt am Main, Erlangen, 04.12.2002

Geld verdienen mit Organspenden?

Unter dem Titel »Ethik in der Organtransplantation« veranstaltet die Deutsche Akademie für Transplantationsmedizin vom 10.-14. Dezember einen internationalen Kongress in München. Mediziner, Bioethiker und Juristen werden dort beraten, wie gesunde Menschen durch finanzielle Anreize gezielt dazu bewegt werden können, Nieren und Leberstücke zu spenden. »Diese Konferenz droht zum Signal für die Kommerzialisierung der Organspende zu werden«, befürchten BioSkop, medico international und der Arbeitskreis Medizin und Gewissen in der IPPNW (Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg).


»Die Auswahl der geladenen Referenten und Referentinnen legt nahe, dass hier öffentlich Stimmung zur Lockerung des Transplantationsgesetzes gemacht und die Politik gezielt unter Druck gesetzt werden soll«, meint Roberto Rotondo, Psychologe und BioSkop-Mitarbeiter. Die Steilvorlage dazu hat der Münchner Jurist Thomas Gutmann, Mitorganisator des Kongresses, gemeinsam mit Prof. Ulrich Schroth bereits in diesem Jahr geliefert. In einem Auftragsgutachten für die »Deutsche Stiftung Lebendspende« fordern die beiden Rechtswissenschaftler, dass die vom Transplantationsgesetz verlangte enge persönliche Verbundenheit zwischen Spender und Empfänger gestrichen werden solle. »Ob gewollt oder nicht: Eine solche Reform würde dem Organhandel Tür und Tor öffnen«, warnt Rotondo.

Fast alle geladenen Referenten haben schon finanzielle Anreize für Organspenden gefordert. So schlägt der Essener Transplanteur Prof. Christoph Broelsch Steuerfreibeträge für ausgefüllte Spenderausweise, einen Spenderbonus bei der Krankenversicherung und eine zusätzliche Lebensversicherung vor, die von der Versicherung des Empfängers zu finanzieren wäre. Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Gary S. Becker bringt bereits konkrete Preise ins Gespräch: 10.000 Dollar für eine Niere, das Doppelte für ein Stück Leber - zu zahlen von der Versicherung des Empfängers oder vom Staat.

Broelsch ist auch im Arbeitskreis Lebendspende der Bundesärztekammer aktiv. »Die Bundesärztekammer muss sich von Transplanteuren wie Broelsch öffentlich und unmissverständlich distanzieren«, fordert der Mediziner Stephan Kolb, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Ärzte und Gewissen (IPPNW). »Die Spende eines Organs oder von Gewebe darf nur auf Grund freier, informierter und persönlicher Einwilligung und aus dem Motiv der Hilfsbereitschaft erfolgen. So sehen es auch die ärztlichen Standesrichtlinien ausdrücklich vor.«

Noch weiter als Gutmann, Broelsch und Becker geht die ebenfalls geladene britische Philosophin Janet Radcliffe-Richards. Im Interview mit der kanadischen Zeitung Montreal Mirror propagiert sie bereits 1998 den Handel mit den eigenen Organen als Geschäftsidee für die, die keine Chance auf ein anderes Einkommen haben: »Und wenn Du so arm bist, dass Du Dein Auge verkaufen willst, tun wir Dir dann einen Gefallen, wenn dies verweigert wird und Du statt dessen an Hunger stirbst?«

»Eine solche Logik ist einfach nur zynisch«, kritisiert Thomas Seibert, Mitarbeiter der entwicklungspolitischen Hilfsorganisation medico international : »Hier werden marginalisierte Menschen und besonders die Menschen in Osteuropa und den Staaten des Südens zum Ersatzteillager der jeweils Bessergestellten gemacht.«

Die öffentliche Diskussion über regulierte Organmärkte und finanzielle Anreize der Organspende nutzt auch die berechtigten Existenzängste von immer mehr Menschen. »In Zeiten des niedergehenden Sozialstaates«, warnt Roberto Rotondo von BioSkop, »könnten Versicherungspakete und aufgebesserte Renten als Organspende-Entschädigung vielen Menschen ebenso attraktiv erscheinen wie der direkte Tausch von Körperteilen gegen Geld.«


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Für Fragen und weitere Informationen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung:

Roberto Rotondo (BioSkop), Telefon (040) 44809922

Stephan Kolb (IPPNW), stephkolb@aol.com

Thomas Seibert (medico international), Telefon (069) 94438-36

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Weitere Informationen zu Kongress und Thema finden Sie hier.


Erklärung:

Seit Juni 2003 bin ich nicht mehr Mitglied des Vereins BioSkop e.V.
Bis dahin habe ich mich für BioSkop in Pressemitteilungen zu Wort gemeldet. Für Informationen des Vereins nach diesem Zeitpunkt bin ich nicht verantwortlich.



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update: 10.01.2004    by: Roberto Rotondo