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Organhandel / Organkäufer


Experte fordert freien Organhandel

Beitrag zum Artikel im "Spiegel Online" vom 12.05.2004

"Mit Organen werde ohnehin gehandelt, nur gegenwärtig zu menschenunwürdigen Bedingungen", so der sogenannte Gesundheitsökonom Prof. Peter Oberender am 12.05.2004 im SPIEGEL ONLINE.

Mit dieser abwegigen Argumentation, begründet der sogenannte Gesundheitsökonom Prof. Peter Oberender eine "völlige Legalisierung des Organhandels". Illegales, das unter menschenunwürdigen Bedingungen stattfindet und nicht kontrolliert und abgeschafft werden kann, sollte "völlig" legalisiert werden?

Mit dieser Logik ließe sich auch die Legalisierung von Kinderprostitution begründen. Sie ist illegal und findet dennoch unter menschenunwürdigen Bedingungen statt.

Anderes Beispiel? Nekrophili, ein auf Leichen gerichtetes sexuelles Verlangen. Auch sie findet statt, ist illegal und findet unter menschenunwürdigen Bedingungen statt!

Damit keine Missverständnisse aufkommen. Ich bin gegen die Legalisierung von Kinderprostitution, Nekrophili und Organhandel!

Nun könnte Prof. Oberender anmerken, dass es unmöglich ist, Kinderprostitution oder Nekrophili menschenwürdig zu gestalten. Offensichtlich denkt er, dass dies beim Organhandel möglich sein könnte.

Meiner Ansicht nach ist es unmöglich, einen menschenwürdigen Organhandel zu organisieren und zu praktizieren.

Mit welcher Form der Organisation sollte es denn möglich werden, dass Menschenwürde beim Organhandel hergestellt wird? Durch einen "geregelten Organmarkt", "fairen Preis" oder gar durch "Organhandel im Internet" (Vorschläge Prof. Oberenders)?

Diese Organisationsformen und Regulationsmechanismen ändern nichts an der Tatsache, dass Menschen Körperteile verkaufen. Organhandel an sich ist menschenunwürdig!

Menschen wie Prof. Oberender würden ja auch nicht zu den Verkäufern gehören ("Meine Nieren sind gegenwärtig unverkäuflich. Das Risiko ist mir zu hoch.").

"Das Risiko" … "gegenwärtig" … ?

Gut zu wissen, dass ein Lehrstuhlinhaber für Volkswirtschaftlehre und Wirtschaftstheorie natürlich seine Nieren verkaufen würde, wenn nur das Risiko nicht wäre!

Es ist auch kaum vorstellbar, dass er andere Gründe haben könnte, nicht zu verkaufen - oder doch?

Werden Grenzen überschritten gibt es kein zurück! Wo aber werden wir die Grenzen ziehen?

Prof. John Harris (Universität Manchester) ging weiter als Prof. Oberender.

Verfahren könnte man nach Harris mit einer von ihm so genannten Überlebenslotterie sein:

"[...] Jeder Mensch erhält eine Art Los-Nummer, die in einen Zentralrechner eingegeben wird. Immer wenn ein Arzt mindestens zwei Patienten hat, die nur durch Organspende gerettet werden können, er aber gerade keine geeigneten Organe aus Natürlichen' Todesfällen zur Hand hat, kann er am Zentralrechner geeignete Organe abrufen. Der Computer sucht die Nummer eines Spenders nach dem Random-Prinzip [dem Zufalls-Prinzip - M.S.], und die selektierte Person wird getötet, damit mindestens zwei andere Menschen gerettet werden können. Natürlich müßte ein geeigneter Euphemismus für (Töten gefunden werden, sollte ein derartiges System je verwirklicht werden. Vielleicht würden wir dann von Bürgern sprechen, die aufgerufen werden, anderen 'Leben zu geben'." John Harris (1993), "Die Überlebenslotterie" (Auszug) zitiert nach Genarchiv/Impatientia 1993: 56

Ein anderes Beispiel sogenannter Experten?

Peter Sandoe und Klemens Kappel - beide lehren an der Universität Kopenhagen (1994):

"Nach unserer Auffassung scheint es ganz natürlich, zu sagen, dass die Organe lebendiger Personen lebenswichtige Gesundheits-Ressourcen sind, die wie alle anderen lebenswichtigen Ressourcen gerecht verteilt werden müssen. Wir könnten uns daher gezwungen sehen, darauf zu bestehen, dass alte Menschen getötet werden, damit ihre Organe an jüngere, kritisch kranke Personen, umverteilt werden können, die ohne diese Organe bald sterben müssten. Schließlich benutzen die alten Menschen lebenswichtige Ressourcen auf Kosten von bedürftigen jüngeren Menschen."

Menschen als Organ-Ressource zu betrachten, ist menschenunwürdig. Jegliche Form des Organhandels muss verboten bleiben!

Roberto Rotondo
Dipl.-Psychologe
www.transplantation-information.de

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update: 10.01.2004    by: Roberto Rotondo