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Hintergrundinformation zum Kongress »Ethics in Organ Transplantation« (2002)


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Körperteile gegen Geld?

Informationen zum:

Kongress »Ethics in Organ Transplantation« (2002).

Information zu Prof. John Harris:

Prof. John Harris. Manchester School of Law, University of Manchester, Oxford Road, Manchester, M13 9PL.

Prof. John Harris M. A. schrieb 1995 in seiner »Einführung in die Medizinische Ethik«:

Anstatt zu fragen, was wir für die Toten tun können, sollten wir viel eher danach fragen, was die Toten für die Menschheit tun können. Oder vielmehr sollten wir, die Lebenden, dahin gelangen, den Tod oder die Auslöschung der Personalität als eine einzigartige Gelegenheit dazu ansehen, anderen zu helfen. Darüberhinaus [sic!] als eine Gelegenheit, die es uns ermöglicht, anderen eine ungeheure, beinahe unschätzbare Wohltat zu erweisen, ohne daß dies im geringsten zu Lasten einer anderen Person ginge! Allein dieser Faktor reicht aus, um die Gelegenheit jedem, der nicht völlig schäbig und manisch selbstsüchtig ist, zu empfehlen.

Kurz, unsere Konzeption der Achtung der Toten sollte in die Konvention umgewandelt werden, daß wir die besten Aspekte ihres früheren Ich achten und wir es zur Regel machen, daß alle Personen, die sterben oder ihre Personalität verlieren [!], ihren Abschied feierlich begehen, indem sie den übrigen Menschen alles Wertvolle vermachen, das aus ihren Körpern gewonnen werden kann. Dieser Konzeption der Achtung der Toten zufolge wäre es ein Zeichen größter Mißachtung, anzunehmen, jemand könnte so schäbig sein, seinen früheren Mitmenschen die Chance auf ein Weiterleben oder auf ein besseres Leben zu nehmen, die ihnen durch sein Ableben zuteil werden könnte. Jeden, der den Wunsch besäße, sich von dieser Regelung auszunehmen, würde man als extrem schäbig und niederträchtig ansehen, und weise Freunde und Verwandte würden diesen Wunsch des Sterbenden unterdrücken und darauf achten, daß niemand auf den Gedanken käme, der Verstorbene könnte durch eine solch schäbige letzte Handlung Schande über sich und seine Familie gebracht haben.

Auf diese Weise würden wir hinsichtlich der Gewebe- und Organ-Spende von einer Zustimmungslösung zu einer Widerspruchslösung überwechseln. Dabei würde der Gedanke des 'Geschenks' erhalten bleiben, und wir könnten hoffen, das die Praxis aufgrund sozialen Drucks [!] allgemeine Verbreitung fände. Die Vermeidung eines Zwangsmodells besäße möglicherweise den zusätzlichen Reiz, die Organspende als ein Geschenk betrachten zu können, als eine letzte Möglichkeit, eine gute Tat zu tun, und nicht, wie das bei einem Zwangsmodell vielleicht der Fall wäre, als eine Art von Steuer, die mit Bedauern gezahlt wird.

Wir sollten uns allerdings bewußtmachen, was für die gefährdeten Personen auf dem Spiel steht, wenn sich unter der freiwilligen Widerspruchslösung nicht genügend postmortale Organspender bereitfinden. Für den Fall, daß alle Stricke reißen, sollten wir eine Ermächtigung zur Hand haben, um Transplantationen staatlich anordnen zu können (was wir im sechsten Kapitel ins Auge gefaßt hatten), wenn dies das einzige Mittel wäre, um die Spenderorgane für die gefährdeten Personen zu erhalten.«

John Harris 1995: 304 f. »Der Wert des Lebens. Eine Einführung in die medizinische Ethik.«Berlin, (Orig.1985).

Verfahren könnte man nach Harris mit einer von ihm so genannten Überlebenslotterie sein:

»[...] Jeder Mensch erhält eine Art Los-Nummer, die in einen Zentralrechner eingegeben wird. Immer wenn ein Arzt mindestens zwei Patienten hat, die nur durch Organspende gerettet werden können, er aber gerade keine geeigneten Organe aus Natürlichen' Todesfällen zur Hand hat, kann er am Zentralrechner geeignete Organe abrufen. Der Computer sucht die Nummer eines Spenders nach dem Random-Prinzip [dem Zufalls-Prinzip - M.S.], und die selektierte Person wird getötet, damit mindestens zwei andere Menschen gerettet werden können. Natürlich müßte ein geeigneter Euphemismus für (Töten gefunden werden, sollte ein derartiges System je verwirklicht werden. Vielleicht würden wir dann von Bürgern sprechen, die aufgerufen werden, anderen 'Leben zu geben'.«

John Harris (1993), »Die Überlebenslotterie« (Auszug) zitiert nach Genarchiv/Impatientia 1993: 56. »Die Überlebenslotterie« In: Genarchiv/Impatientia (Hg.), Organtransplantation. Zur Wegnahme von Körperstücken ..., 55-58.

John Harris:

»Wenn die Nachfrage das Angebot gewöhnlicher Waren übersteigt, wird der Preis für die Lieferanten angehoben, um sie zu bewegen, die verfügbare Menge zu steigern. Nutzt man ähnliche Anreize, würde dies mehr Menschen dazu bewegen zu erlauben, dass ihre Organe nach ihrem Tod für Transplantationen genutzt werden. Die Bundesregierung könnte zum Beispiel als Autorität bestimmt werden, die als einzige die Befugnis hat, Organe für Transplantationen zu kaufen und sie an Krankenhäuser mit Patienten zu verteilen, die Transplantationen brauchen. Mir ist bewusst, dass viele Menschen entsetzt sein werden über jeden Vorschlag, finanzielle Anreize zu nutzen, um für Transplantationen Organe Gestorbener zu beschaffen. Sie halten den Kauf von Organen für unmoralisch. Sie sagen, dass arme Menschen benachteiligt werden, dass dies zur Begünstigung der Reichen führen wird, dass es zu teuer werden wird. Es mag noch andere Einwände geben. Ich schlage vor, den Erwerb von Organen in Erwägung zu ziehen, ausschließlich deshalb, weil andere Veränderungen des gegenwärtigen Systems bisher ungeheuer unzureichend gewesen sind, um den Organmangel zu beenden.«

Aus einem Aufsatz von Professor Gary S. Becker, veröffentlicht am 20.1.1997 im US-amerikanischen Wirtschaftsblatt Business Week. Siehe auch: BBC News. Health ’Force the dead to donate organs‘. Wednesday, February 17, 1999 Published at 17:05 GMT.
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Weitergehende Informationen zum Organhandel und zur Lebendorganspende:

  1. Broschüre: „Organspende ... kritisch betrachtet”
  2. Lehrmappe zur Transplantation und Organspende:
    »Organspende«  kritisch betrachtet ...


Verantwortlich für die Zusammenstellung der Informationen: Roberto Rotondo.



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update: 10.01.2004    by: Roberto Rotondo