Ich gebe durchaus zu, dass es am Anfang ein etwas beklemmender Anblick war. zum Beispiel im Rahmen einer Herz-Lungen-Transplantation den völlig leeren Brustkorb zu sehen oder aber im Rahmen einer Multiviszeraltransplantation (Entnahme mehrerer Organe aus dem Bauchraum, d. Verf.) nach Entfernung der eigenen Organe mit dem völlig leeren Bauchraum konfrontiert zu sein. Einmal haben wir nicht nur die Leber, den Magen, Zwölffingerdarm, Bauchspeicheldrüse und den Darm transplantiert. sondern mussten auch noch die Hohlvene sowie die beiden Beckenvenen und auch die rechte Beckenarterie ersetzen, wie auch einen Teil des Harnleiters bei einer einnierigen Patientin resezieren (ausschneiden, d. Verf.). In diesem Fall blieb eigentlich nicht mehr sehr viel im patienteneigenen Bauch übrig, [...] das ist irgendwo unheimlich, aber es funktioniert."
In: Psychoanalyse. Texte zur Sozialforschung. Hrsg. Oliver Decker & Ada Borkenhagen. 4. Jg., Heft 6, August 2000, S. 135. Beispielsweise lehnt Prof. Raimund Margreiter die Entnahme von Knochen ab: "Wenn es darum geht, lange Röhrenknochen zu entnehmen, die dann nicht ersetzt werden, so dass ein Bein herunterfällt wie beim Hampelmann, das wäre etwas, das mich persönlich stören würde, und es würde auch nicht unserem Gesetzestext entsprechen. Dagegen wehre ich mich. Deswegen habe ich mich auch nie dazu entschließen können, ganze Gelenke zu entfernen." In: Psychoanalyse. Texte zur Sozialforschung. Hrsg. Oliver Decker & Ada Borkenhagen. 4. Jg., Heft 6, August 2000, S. 135f. Auch gegen eine vollständige Entnahme der Haut sträubt sich Prof. Raimund Margreiter: "Gegen die Hautentnahme wehre ich mich, außer sie wird in Ausnahmefällen nur an rückwärtigen Körperpartien entnommen." In: Psychoanalyse. Texte zur Sozialforschung. Hrsg. Oliver Decker & Ada Borkenhagen. 4. Jg., Heft 6, August 2000, S. 136.